Bluttest -Spätstadium Borreliose?! -
Kathi92 - 25.10.2022
Hallo,
Ich bin neu hier und habe seid ca. 1 Woche die Diagnose Borreliose. Dazu habe ich jetzt natürlich viele Fragen...
Kurz zu meinen Symptomen, seid ca. 4-5 Monaten ging es mir richtig schlecht. Angefangen hat es mit nächtlichem Herzrasen/Stolpern. Hatte auch immer ausgeprägte Rippenschmerzen links. Das kam in Schüben von ca. 4 Wochen
Dann ging es weiter, wieder hauptsächlich nachts. Starke, stechende Muskelschmerzen (Nerven?) am Bein, entlang des Ischiasnerves. Aber wechselnd mal Knie, mal Oberschenkel.
Generell kamen komplette Antriebslosigkeit, brain fog und Schwindelanfälle hinzu. Oft sind auch Füsse und Hände eingeschlafen. Kribbeln/Vibrieren vor allem Gesicht und Beinen. Muskelzuckungungen, häufig Bein und auch Rippe.
2x kurze Sehstörung (aber nur ca. 30 Minuten)
Starke Schwellung/Rötung von einem Finger, danach dann Zeh
Nach unzähligen Arztbesuchen und Tests (ohne Befund), war ein Borreliose Test positiv. Was mich allerdings etwas verwundert ist, dass dort steht "Spätstadium". Ich hatte übrigens nie eine Zecke oder Rötung bemerkt.
Hier meine Laborergebnisse:
IgG (Clia) 161 AU/ml (<10)
IgM (Clia) 34 AU/ml (<18)
IgG Immunoblot positiv für:
p100
VIsE
p58
p41
p39
p18
IgM Immunoblot negativ
Können meine Symptome daher kommen? Oder spricht das eher für eine vergangene Borreliose?
Wäre sehr dankbar für eine Einschätzung
Danke!
RE: Bluttest -Spätstadium Borreliose?! -
Valtuille - 25.10.2022
Hallo Kathie,
die Laboruntersuchung kann nicht zwischen einer aktiven und vergangenen Borreliose unterscheiden. Was sehr sicher ist, dass du Kontakt mit Borrelien hattest und das schon länger zurückliegt, d. h. länger als 2-3 Monate. Eine Zecke merkt man öfters nicht, die Nymphen sind klein und im Speichel sind Stoffe, die dafür sorgen, das man nichts spürt. Je länger die Zecke (unbemerkt) saugen kann, desto wahrscheinlicher wird eine Übertragen von Borrelien, wenn die Zecke infiziert ist. Die Wanderröte haben auch nicht alle Borreliosepatienten.
Deine Symptome sind prinzipiell mit einer Borreliose zu vereinbaren, der Antikörpertest ist positiv und du wurdest noch nie therapiert. Hat dein Arzt nun eine Antibiotika-Therapie empfohlen, falls ja welche? Ich denke, dass wäre nun das Sinnvollste und dann schauen, ob die Beschwerden darauf ansprechen.
RE: Bluttest -Spätstadium Borreliose?! -
Kathi92 - 25.10.2022
Danke für deine schnelle Antwort. Ja er der Arzt hat mir 21 Tage mit 2x100mg doxycyclin verschrieben. Ich nehme die Antibiotika schon ein paar Tage und fühle mich aktiver, auch das Einschlafen von Händen und Füssen ist weg...
RE: Bluttest -Spätstadium Borreliose?! -
Valtuille - 25.10.2022
Das ist schon einmal nicht schlecht. Die Wirkung braucht etwas Zeit und manchmal wird es auch erst etwas nach der Therapie besser. Wenn du erste Verbesserungen spürst, ist das ganz gut. Manchmal spürt man zu Beginn bei der Borreliose eine Verschlechterung (Herxheimer-Reaktion), das muss aber nicht der Fall sein.
200mg Doxycyclin ist die Standardtherapie, wenn man nicht zu schwer ist, reicht das auch in einigen Fällen aus. Einige Ärzte dosieren da etwas höher.
21 Tage ist aber selbst für die Standardtherapie, die nicht in allen Fällen ausreichend ist, etwas zu kurz. Bei Gelenkbeteiligung wird in der Regel 30 Tage bei Doxycyclin empfohlen, siehe hier Seite 38:
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-044l_S2k_Kutane_Lyme_Borreliose_2016-05-abgelaufen.pdf
Wenn du die Therapie gut verträgst (Milch und calcium-/magnesiumhaltige Lebensmittel mit zeitlichem Abstand zu Doxy ist bekannt nehme ich an?) auf jeden Fall weiternehmen und fragen, ob nicht auf 30 Tage verlängert werden könnte.
Manche Ärzte therapieren noch länger oder mit höher dosierten bzw. Antibiotika, wenn die Standardtherapie nicht ausreichend wirken sollte. Ich persönlich habe da gute Erfahrungen mit Ceftriaxon-Infusionen gemacht, die sind bei Borreliose gut wirksam.
RE: Bluttest -Spätstadium Borreliose?! -
JL-Koeln - 28.10.2022
Das würde mich ja echt mal interessieren ob du durch das Doxycyclin geheilt wirst, halt uns auf dem Laufenden.
Jedenfalls gibt es Theorien die besagen dass bei einer länger bestehenden Infektion wie bei dir, das Doxycyclin alles schlimmer macht, da die Bakterien dann anfangen Zysten und Round-Bodys im Gewebe zu bilden wo das Doxycyclin nicht mehr hinkommt, als Überlebensstrategie.
Auf jeden Fall solltest du 4-6 Wochen nach dem Ende der Antibiotika nochmal einen Test machen-
RE: Bluttest -Spätstadium Borreliose?! -
urmel57 - 28.10.2022
Die Studien, die Belegen, dass Doxycyclin im Spätstadium alles nur verschlechtern gibt es nicht. Theorien sind Theorien und derer gibt es viel zu viele. Bluttest nach 6Wochen bringt leider gar nichts, da es keine Aktivitätsmarker gibt.
Als Behandlungszeit sollten es im späteren Stadium allerdings eher 30Tage sein. Unter dem würde ich mich nicht abfinden. Was danach bleibt, muss man sehen und was gegangen ist auch.
Bitte berichte, wie es Dir mit und nach der Behandlung geht. Denkbar ist es, dass man nach einiger Zeit noch eine weitere Behandlung hinterherschiebt.
Gute Besserung erstmal
Liebe Grüße Urmel
RE: Bluttest -Spätstadium Borreliose?! -
JL-Koeln - 28.10.2022
Ich bin kein Arzt und jeder Körper reagiert anders. Bei mir hat das Doxycyclin jedenfalls alles erst richtig schlimm gemacht. Bei Kathi deuten die Symptome auf eine Neuroborreliose hin und da wirkt das Doxycyclin eh nicht mehr.
RE: Bluttest -Spätstadium Borreliose?! -
Kathi92 - 28.10.2022
Danke für eure Rückmeldungen!
Ich rede nochmal mit dem Arzt und halte euch auf dem laufenden!
Ich finde es nur mit dem Spätstadium etwas seltsam, da die Symptome eher auf Stadium 2 deuten, oder? Und alles hat relativ plötzlich vor ca. 4-5 Monaten angefangen...Davor habe ich eigeigentlich nichts bemerkt, zumindest nicht bewusst
Grüsse
Kathi
RE: Bluttest -Spätstadium Borreliose?! -
urmel57 - 29.10.2022
Die Einteilung der Stadien ist meist nicht ganz klar zu trennen und man unterscheidet nur noch in Früh-und Spätstadium. Klare Diagnosen gibt es derzeit nur bei gesicherten Hauterscheinungen, gesicherter Beteiligung des Nervensystems oder der Gelenke. Das zu sichern ist nur mit sehr aufwändigen Verfahren möglich, was Wochen bis Monate Behandlungsverzug bedeuten würde. Im Falle des gesicherten Ergebnises würde dann auch mit Doxycyclin behandelt werden. Die hohen Werte im IgG und die vielen Banden im Blot sind jedoch ein klares Indiz für eine ältere Infektion.
Die Infektion kann schon lange vor Auftreten der Symptome stattgefunden haben. Zeckenstiche werden dazu oft nicht bemerkt.
Da sonst nichts gefunden wurde, wiegt der Verdacht schwer, dass die Symptome auf die Borrelieninfektion zurückzuführen sind. Da es keine verlässlichen Aktivitätsmarker bei Bluttests gibt und viele Symptome unspezifisch sind, gibt es den pragmatischen Weg der Behandlung, den dein Arzt mit Die eingeschlagen hat.
Was der Auslöser ist, dass eine stumme Infektion dann plötzlich ausbricht, weiß man letztlich nicht. Man weiß auch nicht, welche Rolle zusätzliche Vireninfektionen oder andere bakterielle Erreger spielen. Grundsätzlich können viele Viren dann auch ähnliche Beschwerden machen. Dagegen würden Antibiotika natürlich nichts nutzen und die Situation ggf. auch verschärfen können. 100%ige Diagnosen gibt es in der Medizin leider oft nicht. Da kommt es auch sehr auf das Ansprechen der Behandlung an, wenn genügend Indizien dafür sprechen.
Es ist gut, wenn Du einen Arzt hast, mit dem Du das besprechen kannst.
Liebe Grüße Urmel
RE: Bluttest -Spätstadium Borreliose?! -
Andi0815 - 16.12.2022
(28.10.2022, 16:22)Kathi92 schrieb: Danke für eure Rückmeldungen!
Ich rede nochmal mit dem Arzt und halte euch auf dem laufenden!
Ich finde es nur mit dem Spätstadium etwas seltsam, da die Symptome eher auf Stadium 2 deuten, oder? Und alles hat relativ plötzlich vor ca. 4-5 Monaten angefangen...Davor habe ich eigeigentlich nichts bemerkt, zumindest nicht bewusst
Grüsse
Kathi
Hallo Kathi,
Kannst du berichten, wie es dir nun erging?