RE: Borreliose - die richtige Ecke? -
leonie tomate - 08.09.2012
Hallo David,
herzlich willkommen in diesem Forum. Schön, dass du hierher gefunden hast.
Ich werd mal versuchen, deine Fragen möglichst systematisch zu beantworten.
Zitat:klingt meine Beschreibung und Symptomatik grundsätzlich danach, dass hier eine Borreliose vorliegen könnte?
Klares: Ja. Die Symptome sind nicht untypisch für eine Borreliose. Das Gemeine ist, dass diese Erkrankung auch der "große Imitator" genannt wird.
Eine Borreliose kann alles und nichts machen und ist oft nur schwer von anderen Erkrankungen abzugrenzen.
Zitat:Es gab einen erhöhten IgG-Wert für Borreliose ("100 U/ml"), aber einen negativen IgM-Wert.
Das ist kein unauffälliger Befund!
Es stimmt, ein erhöhter IgG-Titer sagt zunächst nur aus, dass dein Immunsytem schon mal Kontakt mit Borrelien hatte. Zusammen mit deiner Klinik, also den auftretenden Symptomen betrachtet, sieht die Sache aber schon ganz anders aus.

Dazu musst du wissen, dass die gesamte, zur Verfügung stehende "Borrelien-Serologie" absolut unzuverlässig ist (Bitte les dazu auch die "Erstinformationen").
Zitat:Was wäre zu tun, wenn die Ärzte zu dem Entschluss kommen, dass es eine "ausgeheilte" Borreliose ist und sie eine Antibiotikatherapie nicht durchführen würden?
Hm, wenn ich zynisch sein wollte, würde ich sagen:"Willkommen im Club."

Das ist ein nicht zu unterschätzendes Problem. Du wirst dich dann auf die Suche machen müssen, nach einem der wenigen Ärzte, die sich auskennen und adäquat therapieren.
Was ich gut finde David, ist dass du eine Differenzialdiagnostik machen lässt.
Mit jedem "Ausschluß" steigt allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine Borreliose handelt.
Zitat:ob ihr zwischen "eher schon" und "eher nicht" schwankt.
Eher ja. Leider.
Liebe Grüße
Leonie
PS: Ein Tipp - wenn du mir erlaubst...Beles dich, mach dich sachkundig. Wenn es sich um eine Borreliose handelt (wovon ich ausgehe), dann darfst du nicht uninformiert an Ärzte herantreten.
Du bleibst sonst "auf der Strecke".
RE: Borreliose - die richtige Ecke? -
Filenada - 08.09.2012
Herzlich willkommen hier, David!

Auch wenn der Anlaß alles andere als schön ist...
Zitat:klingt meine Beschreibung und Symptomatik grundsätzlich danach, dass hier eine Borreliose vorliegen könnte?
Eindeutiges JA!
Es gibt keine "typischen" Symptome bei/für Borreliose. Vielen wird immer eingeredet, daß man dazu Kniegelenkschmerzen/-schwellungen haben muß oder Kopfschmerzen oder sonstwas. Es ist eine Multiorgankrankheit, die - wie der Name schon sagt - JEDES Organ befallen kann. Durch die unterschiedlichen Borrelienstämme und möglichen Co-Infektionen kann bei jedem die Erkrankung anders aussehen. Manche können kaum noch krauchen

, andere keinen klaren Gedanken mehr fassen

usw...
Schau Dir die
Symptomliste von Dr. Hopf-Seidel an.
Leonie hat ja schon auf die "Erstinformationen" hingewiesen, hier noch mal der Link dahin --->
klick
Ansonsten würde ich mich an Deiner Stelle auf jeden Fall noch auf Co-Infektionen testen lassen, denn deren Symptome überschneiden sich oft mit Borreliosesymptomen, verlangen aber evt. andere Antibiotika.
Und das Thema mit der Seronarbe kannste aufgrund Deiner Beschwerden vom Tisch schubsen, würde ich sagen. Die Borreliose-Diagnose ist eine klinische, keine serologische!
RE: Borreliose - die richtige Ecke? -
leonie tomate - 08.09.2012
Zitat:Hoffentlich weiß ich am Montag mehr und werde euch natürlich auf dem Laufenden halten!
Ja, mach das mal!
Ich befürchte, dass kann auch eine etwas längere Geschicht werden.
Und noch was: Klar sind die Symptome einer Borreliose vielfältig und unspezifisch.
Nur wenn man einen Haufen unspezifischer Symptome hat und kein Arzt so recht einen Grund findet (außer der beliebten Somatisierungsstörung

), ist das ein durchaus wichtiges Indiz.
L.G.
Leonie
RE: Borreliose - die richtige Ecke? -
Regi - 09.09.2012
Hallo David
Ich würde an deiner Stelle unbedingt eine AB-Therapie versuchen, wenn andere mögliche Ursachen weitgehend ausgeschlossen wurden. Dies aufgrund des erinnerlichen Zeckenstichs und des positiven Tests, der den Immunkontakt mit der VlsE-Bande beweist.
Möglich, dass dein Immunsystem den Erreger erfolgreich unter Kontrolle hatte, bis du einen Virus eingefangen hast. Meine Borreliose brach damals nach der Lungenentzündung im Stadium 3 aus. Ich hatte weder Zeckenstich erinnerlich, noch haben sich Symptome der früheren Stadien bemerkbar gemacht.
Die Therapie würde ich an deiner Stelle nach den Empfehlungen von DBG und/oder ILADS machen wollen.
http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=82
Das müsstest du aber nachdrücklich beim Arzt einfordern. Am besten machst du das, indem du die Leitlinien der DBG ausdruckst und zum Arzt mitnimmst. Diese Leitlinien sind genauso evidenzbasiert wie die Leitlinien, die geltende Lehrmeinung vorsieht.
LG, alien
RE: Borreliose - die richtige Ecke? -
gummibärchen - 09.09.2012
Hallo David,
erst einmal auch ein herzliches Willkommen von mir!
Grundsätzlich schließe ich mich erst einmal meinen Vorrednern an, möchte aber noch etwas ergänzen:
Sollte sich dein Arzt der Diagnose Borreliose nicht anschließen, such dir schnellstens einen Spezi. Leider sind die sehr gefragt und oft gibt es Termine erst in einigen Monaten.
Sollte er dir doch Antibiotika verschreiben: 3 Wochen Doxy à 200mg / Tag reicht im allgemeinen nicht!
Zeigt dein Blutbild sonstige Auffälligkeiten? Unbedingt abklären lassen, je mehr du ausschließen kannst umso sicherer sind deine Beschwerden auf die B. zurückzuführen. Du kannst durchaus mehrere voneinander unabhängige Krankheiten haben, wie ich selbst aus leidiger Erfahrung feststellen mußte.
Auch hier kann ein Spezi klarer abgrenzen, was möglicherweise Folgekrankheiten und was voneinander unabhängige Krankheiten sind.
Ich drück dir die Daumen!
LG Gummibärchen
RE: Borreliose - die richtige Ecke? -
leonie tomate - 10.09.2012
Hallo David,
ich weiß gar nicht, was ich dir zuerst dazu schreiben soll...
Dein Arzt agiert halt wie jemand, der "sich nix nachsagen lassen will". Er hat seine Pflicht getan und damit ist für ihn, die Borreliose vom Tisch.
Alle Symptome die du danach noch haben solltest, sind dann ursächlich anderes begründet. Fein.
Ich kann dir nur schwer raten, ob du das Doxy in der Dosierung und Dauer nehmen solltest. So unter dem Motto: "Besser als nix".
Vielleicht gehörst du zu den Glücklichen, bei denen diese Therapie ausreicht. Ausgeschlossen ist das ja nicht.
Auf der anderen Seite gibt es Anhaltspunkte dafür, dass Doxy 200mg/20Tage zu einer verstärkten Zystenbildung des Erregers führen kann.
Laienhaft beschrieben, geht diese Therorie davon aus, dass o.g. Antibiose durchaus ausreicht, "die Biester so richtig zu ärgern".
Sie gehen dann in eine Schutz/Stressform über, in der sie wenig bis gar nicht angreifbar sind. Halt besagte Zysten.
Hinzu kommt, dass wenn man deiner bisher vorhandenen Serologie nur halbwegs vertraut, du mit großer Wahrscheinlichkeit nicht frisch infiziert bist.
Das erhöht nun auch nicht gerade die Erfolgsaussichten der angebotenen Behandlung.
Bitte - Ich will dich nicht entmutigen, oder alles mies machen...Es sind halt so die Bedenken, die mir im Kopf rumspoken.
Übrigens: Das mit der fehlenden Erhöhung des CRP-Werts, ist totaler Humbug.
Der muss keinesfalls bei einer Borrelise auffällig sein. Wenn bei dir aktuell keine Entzündung durch den Erreger ausgelöst wird, dann haste auch keine entsprechenden Entzündungsparameter.
Du könntest versuchen, ihn zumindest von einer längeren und höher dosierten Antibiose zu überzeugen. Also 4-5 Wochen und 400mg.
Besser wäre allerdings, wenn es keine Monotherapie wäre...
Mein dringender Rat: Such dir jetzt schon einen Spezi.
Oh man, immer die gleiche verfluchte Geschichte.
Liebe Grüße
Leonie
RE: Borreliose - die richtige Ecke? -
gummibärchen - 11.09.2012
Hallo,
ich kann mich wieder nur Leonie anschließen: Such dir einen Spezi
Das gleiche "Drama" wie bei mir!

Ich wurde auch so behandelt und es fanden keine Untersuchungen auf Co-Infektionen statt, die möglicherweise ganz andere Antibiotika brauchen, um sie zu knacken.
Entzündungsparameter müssen nicht vorliegen!
Mein Spezi nannte die Dosierung 20 Tage Doxy à 200 einen Tropfen auf dem heißen Stein.
Borrelien vermehren sich im 4 Wochen - Zyklus und da sie sich ins Gewebe zurückziehen und Doxy da nicht greift, können sie sich dort ungehindert ihres Lebens und ihrer Vermehrung erfreuen.
Mir ging es anfänglich unter der Minimaldosierung erheblich besser, aber danach kam alles doppelt und dreifach zurück.
Ich empfehle dir daher in deinem eigenen Interesse: Gib dich nicht damit zufrieden, du hast keine frische Infektion, die möglicherweise mit kurzer AB in den Griff zu bekommen ist, das alles könnte, wenn nicht sauber behandelt, als großer Bumerang zurückkommen !
LG Gummibärchen
RE: Borreliose - die richtige Ecke? -
Filenada - 11.09.2012
Zitat:Das gleiche "Drama" wie bei mir!
Ich wurde auch so behandelt und es fanden keine Untersuchungen auf Co-Infektionen statt, die möglicherweise ganz andere Antibiotika brauchen, um sie zu knacken.
Entzündungsparameter müssen nicht vorliegen!
Diese Sätze hätten auch von mir sein können.

Wurde auch nicht auf Co-Infektionen getestet (später stellte sich raus, daß ich sieben Untermieter an Bord hab) und auch mit Doxy untertherapiert, erst 20 Tage á 100 mg und dann noch mal 28 Tage á 200 mg. Letzteres kam auch nur auf mein Drängen hin zustande. (Hab erst später gelesen, daß auch dies untertherapiert ist und nur die Borrelien noch tiefer ins Gewebe treibt. *grmpf*

) Geholfen hatte bei mir weder die eine, noch die einen Monat später folgende Antibiose. Nicht einmal eine klitzekleine Verbesserung (Ausnahme: ich konnte plötzlich mein über 8 Mon. extrem schmerzhaftes Schultergelenk wieder ohne Probleme bewegen); im Gegenteil, es ging mir von Tag zu Tag schlechter, bis ich dann abends nur noch mit Hilfe von Krücken "laufen" konnte.
Je früher eine SINNVOLLE Therapie beginnt, desto besser!
http://www.borreliose-gesellschaft.de/Texte/Leitlinien.pdf