Forum Borreliose & Co-Infektionen
Interpretation einer Statistik. Brauche Hilfe. - Druckversion

+- Forum Borreliose & Co-Infektionen (https://forum.onlyme-aktion.org)
+-- Forum: Off Topic (https://forum.onlyme-aktion.org/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Quatschecke (https://forum.onlyme-aktion.org/forumdisplay.php?fid=2)
+--- Thema: Interpretation einer Statistik. Brauche Hilfe. (/showthread.php?tid=2382)



Interpretation einer Statistik. Brauche Hilfe. - Regi - 16.05.2013

Laut Hochrechnungen aufgrund der Sentinella-Statistik (freiwilliges Meldesystem von ausgesuchten, besonders geschulten Arztpraxen) infizieren sich jährlich durchschnittlich 9000 Personen in der Schweiz mit Borreliose.

Die Schweizerische Unfallversicherungs-Anstalt, die die Schweizer Unfallstatistik der Berufs- und Nichtberufsunfälle führt, schrieb mir, dass jährlich ca. 600 Borreliose-Fälle über die Unfallversicherungen abgerechnet würden. Die Hälfte der Bevölkerung ist über die Unfallversicherung gegen Unfall versichert (alle Erwerbstätigen). Der Rest über die Krankenkasse (nicht Erwerbstätige).

Ich schliesse daraus, dass jährlich nur 1200 Diagnosen gestellt werden. Wenn man noch eine Dunkelziffer einrechnet, weil vielleicht aus Unwissenheit noch ein paar Borreliosen über die KK statt die UV abgerechnet werden, dann sind das maximal ca. 2000 Diagnosen, die gestellt werden. Die Differenz der diagnostzierten Fälle gegenüber der Sentinella-Statistik finde ich extrem und würde bedeuten, dass die Borreliose massiv unterdiagnostiziert ist.

Ich frage mich, ob ich irgendwo einen Überlegungsfehler mache. Gibt es hier im Forum jemand, der von Statistiken und deren Interpretation eine Ahnung hat und meine Berechnung bestätigen oder verwerfen kann?

Danke und LG, Regi


RE: Interpretation einer Statistik. Brauche Hilfe. - Ponti - 16.05.2013

Hi Regi,
normalerweise glaube ich nur Statistiken, die ich selber fälsche Wink
In dem Fall liest es sich so als würden 7000 Fälle + in der offiziellen Statistik fehlen. Ich scheitere bei meiner Einschätzung allerdings an meiner Unkenntnis des Schweizer Sozialsystems. Wird jede Krankheit eines Berufstätigen über die Unfallversicherung abgerechnet, also auch eine Grippe oder nur ein Unfall bei der Ausübung des Berufs, wie der Zeckenstich beim Waldarbeiter oder der Sturz im Büroflur? Falls letzteres zutrifft würde der Büroangestellte der sich in seiner Freizeit von einer Zecke beißen lässt nicht in den Zahlen der Unfallversicherung erscheinen. Dieses könnte die Diskrepanz erklären
VG
Ponti


RE: Interpretation einer Statistik. Brauche Hilfe. - Regi - 16.05.2013

Alle Erwerbstätigen sind über die Berufsunfallversicherung für Berufs- und Nichtberufsunfälle versichert. Eine Büroangestellte, die sich eine Zecke in der Freizeit einfängt ist über die Berufsunfallversicherung versichert. Die Grippe läuft über die Krankenkasse. Bei den nicht Erwerbstätigen läuft Unfall und Krankheit über die Krankenkasse. Schlussendlich repräsentiert die Unfallstatistik die Hälfte der Bevölkerung.

In der Schweiz gilt die Borreliose generell als Unfall.

Die Unfallversicherung schreibt mir, dass die 600 Fälle hochgerechnet sind aus einer Stichprobe von 5% der Versicherten. Sie könnten aber nicht sagen, ob der Diagnosecode immer richtig sei. Die Unfallversicherungen registrieren nämlich auch um die 8000 Zeckenstiche. Es gibt ja Leute, die sich die Zecke beim Arzt ziehen lassen. Der Zeckenstich hat einen anderen Diagnosecode als die Borreliose. Wenn nun ein Arzt eine Borreliose unter dem Code eines Zeckenstichs abrechnet, stimmt natürlich die Statistik nicht. Aber in diesem Fall wäre die Statistik Unsinn und würde zeigen, dass nicht viel Ahnung in den Arztpraxen vorhanden ist.

Wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als das Bundesamt für Gesundheit um eine Stellungnahme zu bitten. Vielleicht bringt das dann eine belastbare Unfallstatistik hervor oder eine Sensibilisierung auf die nicht diagnostizierten Borreliosen. Frage mich, warum bisher keiner der verantwortlichen Gesundheitsbehörden auf die Idee kam, die Zahlen zu vergleichen. Die Differenz ist ja extrem. Vielleicht ist es auch schon jemandem aufgefallen, wird aber ignoriert. Das würde ja Arbeit bedeuten, aus der resultieren könnte, dass die Selbsthilfe wieder einmal Recht hat.

LG, Regi