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Tinkturen selbst herstellen (Perkolationsmethode) - Druckversion

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Tinkturen selbst herstellen (Perkolationsmethode) - Markus - 18.10.2016

Da es für einige von Interesse sein dürfte und ich nicht jedes Mal per PN diese Sachen erklären möchte, folgt hier eine Erklärung wie man sich mittels der Perkolationsmethode selbst Tinkturen herstellen kann.

Die herkömmliche Methode, zumindest für uns Laien, besteht darin, das jeweilige getrocknete Kraut in Pulverform mit einem Alkohol-Wasser-Gemisch anzusetzen. Typischerweise beträgt das Massenverhältnis 1:5, das heißt auf 100g trockenes Kraut/Wurzel werden 500g Flüssigkeit benötigt. Der Alkoholgehalt variiert da je nach Kraut/Wurzel und beträgt in der Regel um die 50%.

Für einen solchen Ansatz würde man also neben dem Kraut 250ml Wasser (möglichst ohne Mineralien, z.B. Umkehrosmosewasser oder Peterstaler Black Forest) und 250ml reinen Trinkalkohol (z.B. Primasprit 95%) benötigen. Das Ganze wird in einem lichtgeschützten Gefäß zwei Wochen ziehen gelassen und dabei täglich geschüttelt. Die Nachteile dieser Methode sind die Wartezeit bis zur fertigen Tinktur und dass nur ein Teil der Stoffe mit dieser Methode extrahiert wird. Die Perkolationsmethode soll die Stoffe wesentlich besser lösen und somit zu stärkeren Tinkturen führen.

Bei der Perkolationsmethode hat man den Vorteil, dass das Kraut von oben sozusagen ständig mit unverbrauchter Extraktionslösung durchsetzt wird, was zu einer deutlich verbesserten Herauslösung der Stoffe führt. Ich habe vergleichend Tinkturen mit beiden Methoden angesetzt, und die Tinkturen nach der Perkolationsmethode schmecken (auch bei Blindverkostung) wesentlich intensiver. Daher denke ich, dass sie bei gleichbleibender Dosierung auch wirksamer sind.

Schema des Aufbaus sieht so aus (Quelle: http://madisonherbalinstitute.org/wp-content/uploads/2014/01/percolator.png): [Bild: percolator.png]

Im unteren Teil ist das angefeuchtete, leicht gepresste Kraut. Darüber kommt das Alkohol-Wasser-Gemisch. Über den Ausfluß lässt sich die Tropfgeschwindigkeit regulieren, den man auf ca. einen Tropfen pro sec einstellen sollte. Damit lässt sich innerhalb einer Stunde dann ca. 200ml Tinktur herstellen. Man kann es auch langsamer laufen lassen, aber halt nicht schneller.

Jetzt zum konkreten Aufbau, wie ich das notfallmässig für mich selbst realisiert habe. Es funktioniert aber erstaunlich gut so, daher bleibe ich dabei: Man nimmt eine 1,5l PET-Flasche (z.B. Volvic) und schneidet da den Boden ab. In den Deckel bohrt man ein kleines Loch für den Auslauf. Das muss später ggfs. nachgebessert werden, um die richtige Tropfgeschwindigkeit zu erreichen. Daher das Loch erstmal sehr klein machen und später notfalls größer, denn umgekehrt ist schlecht.

Zwischen Deckel und Flaschenhals habe ich dann noch einen Einmalteefilter eingedreht. Nun beginnt man mit dem Befüllen der Flasche.

Man benötigt zunächst das möglichst fein zerkleinerte Kraut. Es kann sein, dass wirkliches Krautpulver (wie man es ja fertig bekommt) nicht funktioniert, da das Pulver dann so fein ist, dass es mit der Flüssigkeit eine lehmartige Substanz bildet die dann so gut abdichtet, dass die von oben nachkommende Flüssigkeit sich keinen Weg mehr da durch bahnen kann. Besser ist, man besorgt sich das Kraut als Ganzes und zerkleinert es dann möglichst fein z.B. mit einem Thermomix.

Man nimmt also z.B. 100g des zerkleinerten Krautes und mischt je nach Buhners Empfehlung 500 ml Flüssigkeit (Alkohol + Wasser) zusammen, um auf die passende Alkoholkonzentration zu kommen. Man nimmt etwas von der Flüssigkeit und durchmischt damit das Kraut zu einem Brei. Aber wirklich nur soviel nehmen, dass eine teigartige Konsistenz erreicht wird. Das darf nicht triefend nass sein. Das lässt man dann mindestens 1h ziehen. Danach befüllt man die Flasche mit der Masse, verdichtet das noch leicht z.B. mit einem Löffel und füllt dann von oben vorsichtig (!) die restliche Flüssigkeit ein (Flasche zum Befüllen schief halten, damit von dem eingefüllten Krautbrei nichts aufgewirbelt wird).

Man setzt die Flasche dann am besten auf einem abgedunkelten Tinkturgefäß auf (habe da 1l Gefäße von KS). Wenn sich dann nach ein paar Minuten eine konstante Tropfgeschwindigkeit eingestellt hat, kontrolliert man diese (nicht mehr als 60 Tropfen pro Minute). Ist die Geschwindigkeit zu langsam, muss das Tropfloch im Deckel vergrössert werden oder man hat die Masse in der Flasche zu gut verdichtet oder die Masse war zu fein gemahlen. Ist sie zu schnell ist evtl. die Masse in der Flasche nicht gut genug verdichtet.

Mit dieser Methode kommt man schnell und kostengünstig an Tinkturen.


RE: Tinkturen selbst herstellen (Perkolationsmethode) - Waldgeist - 18.10.2016

Wow! Icon_sofa_huepf

Herzlichen Dank für die Mühe und die ausführliche Beschreibung!

Grüße, Waldgeist


RE: Tinkturen selbst herstellen (Perkolationsmethode) - Dot - 19.10.2016

Bist du dir sicher, dass die Trichtermethode effektiver als 6 Wochen im Alkohol stehen lassen ist? Wäre eine enorme Zeitersparnis.

LG.



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RE: Tinkturen selbst herstellen (Perkolationsmethode) - Markus - 19.10.2016

(19.10.2016, 17:39)Dot schrieb:  Bist du dir sicher, dass die Trichtermethode effektiver als 6 Wochen im Alkohol stehen lassen ist?

Buhner meint es, und rein von der geschmacklichen Intensität der Tinktur kann ich es bestätigen. Probier es aus und berichte.


RE: Tinkturen selbst herstellen (Perkolationsmethode) - Rosenfan - 20.10.2016

Warum einfach, wenn es auch umständlich geht.
Und reiner Alkohol muss es auch nicht sein, Doppelkorn reicht und muss nicht verdünnt werden.
http://tinkturen-selbstgemacht.de

Gruß Rosenfan


RE: Tinkturen selbst herstellen (Perkolationsmethode) - AnjaM - 20.10.2016

Eine wirklich gute und fundierte Zusammenfassung für selbst hergestellte Tinkturen bietet die Seite von olionatura.

http://www.olionatura.de/_pflanzen/tinkturen.php


RE: Tinkturen selbst herstellen (Perkolationsmethode) - Markus - 20.10.2016

(20.10.2016, 08:01)Rosenfan schrieb:  Warum einfach, wenn es auch umständlich geht.

Ich weiß ja nicht, ob du meinen Beitrag gelesen hast, aber auf die von dir verlinkte Methode habe ich ja als Standardmethode hingewiesen. Die Perkolationsmethode hat den Vorteil, dass die Tinktur in 2 h fertig ist und nicht 2-6 Wo braucht. Aber vor allem sind die Tinkturen stärker, und das ist für micht der entscheidende Vorteil, da ich eine Infektion damit behandeln will und nicht nur Wellness betreiben möchte.

Doppelkorn mag bei einigen Sachen gehen, meist benötigt man aber Alkoholverhältnisse von 50 - 70 % (je nach Pflanze). Da halte ich mich dann lieber an die Vorgaben von Buhner.


RE: Tinkturen selbst herstellen (Perkolationsmethode) - Markus - 20.10.2016

(20.10.2016, 09:26)AnjaM schrieb:  Eine wirklich gute und fundierte Zusammenfassung für selbst hergestellte Tinkturen bietet die Seite von olionatura.

http://www.olionatura.de/_pflanzen/tinkturen.php

Für Tinkturen aus frischem Kraut könnte die beschriebene Turboextraktion interessant sein.


RE: Tinkturen selbst herstellen (Perkolationsmethode) - AnjaM - 20.10.2016

(20.10.2016, 11:13)Markus schrieb:  
(20.10.2016, 09:26)AnjaM schrieb:  Eine wirklich gute und fundierte Zusammenfassung für selbst hergestellte Tinkturen bietet die Seite von olionatura.

http://www.olionatura.de/_pflanzen/tinkturen.php

Für Tinkturen aus frischem Kraut könnte die beschriebene Turboextraktion interessant sein.

Yipp. Ist sie. Ich erlebe das auch bei Destillationen von ätherischem Öl, dass die Zerkleinerung des Destillationsgutes eine enorme Bedeutung hat bei der Ausbeute.


RE: Tinkturen selbst herstellen (Perkolationsmethode) - Herbst - 20.10.2016

(20.10.2016, 09:26)AnjaM schrieb:  ...dass die Zerkleinerung des Destillationsgutes eine enorme Bedeutung hat bei der Ausbeute.

Dürfte wohl mit der Vergrösserung der Phasengrenzen zusammenhängen. Etwas von dem Wenigen, was mir aus der Chemie hängengeblieben ist. Kommt mir jedes mal in den Sinn, wenn ich Parmesan über die Spaghetti reibe. Wink