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Konferenz New York, Forschung Kim Lewis - Druckversion

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Konferenz New York, Forschung Kim Lewis - Minos75 - 03.11.2016

Hallo liebes Forum,

ich weiss nicht, ob hier schon darüber berichtet wurde, aber anscheinend hat Anfang Oktober '16 eine Konferenz in New York stattgefunden mit vielen namhaften Spezialisten: 1st Annual Lyme Disease in the Era of Precision Medicine Conference.

https://www.youtube.com/watch?v=aUlKTnrGPgc
https://www.youtube.com/watch?v=YCSdQPYXbSs

Die Zahl der Seitenaufrufe ist (leider) sehr gering, so dass ich dachte, ich poste das mal hier.

Da ich kein großer Experte bin, wollte ich mal in die Runde fragen, ob ich es richtig verstanden habe, dass Kim Lewis mittlerweile auch in eine andere Richtung forscht. So wie ich es verstanden habe, folgt er auch einem neuen Ansatz, der sagt, dass eventuell bei chronischer Borreliose nicht mehr das Pathogen das Problem ist, sondern ein "shift of the microbiome". Ich habe die Forschung von Lewis etwas mitverfolgt, und bin nun irritiert, dass er sagt, es könnten bei chronischer Borreliose auch gar keine Borrelien mehr da sein. Ich hoffe, dass er dennoch weiter an neuen Medikamenten und Regimen arbeitet.

Ansonsten fand ich bei der Konferenz sehr gut und auch ermutigend als Patient, dass so viele Spezialisten gemeinsam an einem Tisch saßen. Das muss doch die Richtung sein.

Minos75


RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis - Valtuille - 03.11.2016

Vielen Dank Minos für die Einstellung der sehr interessanten Videos!

Aus Zeitgründen hab ich mir nur vom ersten Link den Teil von Kim Lewis angeschaut.
Zu deiner Frage: Die Erforschung des Mikrobioms im Rahmen der Immunmodulation ist Teil seiner Forschungsstrategie. Er erforscht aber auch weiterhin neue antibakterielle Substanzen. Die Möglichkeit, dass keine (lebenden) Borrelien, jedoch viele Beschwerden da sind, halte ich für wahrscheinlich. Ebenso, dass es bei einigen weiterhin Borrelien da sind oder ganz andere Ursachen vorliegen. In verschiedene Richtungen zu forschen ist vor diesem komplexen Hintergrund sehr wichtig.
Siehe auch hier:
http://forum.onlyme-aktion.org/showthread.php?tid=4960&pid=102078#pid102078

Es zeigt sich auch, dass verschiedene Stämme in vitro unterschiedlich schwer zu töten sind.

In der Präsentation spricht er zwei Wirkstoffe an:
Vancomycin sei in vitro gut wirksam, aber sterilisiert nicht.
Disulfiram (wird zur Therapie von Alkoholabusus verwendet) hat in vitro die Kultur sterilisiert, bisher wurden noch nicht alle Stämme getestet, aber es werden bereits Mausstudien geplant. Zudem war Disulfiram nicht auf andere Bakterien wirksam. Über die Ergebnisse waren sie selbst überrascht und wollen weiter forschen.

Zudem ist eine retrospektive Studie am Laufen (der Forscher hat Zugriff auf Patientenakten von 20 % (?) der US Bevölkerung, ein Fest für Datenschützer) und will erforschen, ob es Zusammenhänge zwischen Borreliose und anderen Erkrankungen gibt (u. a. ob „Disulfiram gut für Borreliosepatienten sei“).
Eine Immunmodulierung sei sehr schwierig, aber es sei bisher z. B. durch die Beeinflussung des Mikrobioms möglich (z. B. bei Auto-Immunerkrankungen), was er gemeinsam diskutieren möchte.


RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis - Minos75 - 03.11.2016

Vielen lieben Dank Valtuille für Deine Antwort.

Ich denke auch, dass es gut ist, in verschiedene Richtungen zu forschen. Die Erforschung der Mikrobiom-These wird aber wahrscheinlich noch sehr lange dauern, vor allem bei den dann doch geringen Geldern, die in die Borreliose-Forschung gesteckt werden. Vielleicht aber wird man doch alsbald einiges von den Erkenntnissen der Krebs- und HIV-Forschung übernehmen können. Dort scheint es ja bahnbrechende Entwicklungen zu geben. Meine Hoffnung ist momentan aber doch mehr auf der Entdeckung neuer und eben wirklich wirksamer Medikamente. Irgendwie will ich mich nicht von dem Gedanken verabschieden, doch wirklich alle Untermieter auszumerzen.

Ich finde deshalb Lewis' Ausführungen zu Disulfiram sehr interessant. Ja, er sagt, dass eventuell die Verwendung bei Patienten mit aktuellem Zeckenbisseregnis kritisch sein könnte. Aber andererseits, dass das Medikament wohl relativ sicher ist. Und es wirkt wohl nur gegen Borrelien.

Verstehe ich es eigentlich richtig in seinem Vortrag, dass die von ihm entdeckten 20 Stoffe, die nur gegen Borrelien wirkten, alles bereits bekannte Medikamente (nicht nur Antibiotika) sind? Dann hätte er ja immer noch nicht richtig in die Richtung geforscht, ganz neue antibiotische Stoffe v.a. mithilfe seiner iChip-Entdeckung herauszufinden. Klar, dies wird wahrscheinlich auch viel mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Ansonsten ist anscheinend auch die Erkenntnis relativ neu, so Lewis, dass Vancomycin sehr gute Eigenschaften bei Persistern hat, so dass dieses, bei frischen Infektionen angewendet, die Chronifizierung vllt. eher verhindern könnte.

Ich bin gespannt, was dort noch kommen mag. Es sieht zumeindest so aus, als ob das Team um Lewis relativ schnell voranschreitet.

Minos75


RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis - linus - 03.11.2016

(03.11.2016, 13:38)Minos75 schrieb:  dass Kim Lewis mittlerweile auch in eine andere Richtung forscht. So wie ich es verstanden habe, folgt er auch einem neuen Ansatz, der sagt, dass eventuell bei chronischer Borreliose nicht mehr das Pathogen das Problem ist, sondern ein "shift of the microbiome". Ich habe die Forschung von Lewis etwas mitverfolgt, und bin nun irritiert, dass er sagt, es könnten bei chronischer Borreliose auch gar keine Borrelien mehr da sein. Ich hoffe, dass er dennoch weiter an neuen Medikamenten und Regimen arbeitet.

Das ist ja geradezu eine Sensation - keine Borrelien mehr da ......., ich bin sprachlos .........


RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis - linus - 03.11.2016

Ich muss an die Studie von Dr Luane Metz, Calgary denken...., über 2 Jahre Minocyclin bei Anfangsstadium MS...., und sie meinte die Verbesserungen könnten an der Anti-entzündlichen Wirkung des Antibiotikums liegen ........


RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis - Minos75 - 03.11.2016

Ich stelle mir die Frage, ob dann bei Nichtvorhandensein von Borrelien alle AB nicht wirklich eher kontraproduktiv sind, da sie ja das Mikrobiom noch mehr negativ beeinflussen. Meine Vorstellung war aber eher immer, dass wir halt nicht alle Borrelien im chronischen Stadium erwischen wegen vor allem dem Biofilm, und daher die Beschwerden persistieren. Lewis' Mikrobiom-Ansatz bringt mich zum Nachdenken.


RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis - linus - 03.11.2016

Genau Minos - ich bin echt baff .........


RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis - linus - 03.11.2016

Dieses ewig AB schlucken, in hohen Dosen, wechselnde ABs ......., usw., mit magerem Erfolg ..., wider besseren Wissens, ........deshalb funktioniert es nicht...., weil wir auf dem falschen Dampfer sind !


RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis - Minos75 - 03.11.2016

Mal angenommen, bei manchen sind die persistierenden Beschwerden wirklich nicht mehr von den Borrelien, sondern resultieren aus einem verschobenen Mikrobiom, wie Lewis es nennt, was können wir dann machen, um das wieder in Ordnung zu bringen?

Auf der anderen Seite sagt Lewis, dass dies nur eine der vielen Überlegungen ist, und dass er genauso an anderen Möglichkeiten forscht. Ich glaube, sein primäres Ziel ist weiterhin die Entdeckung von neuen Medikamenten gegen die akute und chronische Borreliose.


RE: Konferenz New York, Forschung Kim Lewis - linus - 03.11.2016

(03.11.2016, 21:31)Minos75 schrieb:  Ich glaube, sein primäres Ziel ist weiterhin die Entdeckung von neuen Medikamenten gegen die akute und chronische Borreliose.
Klar, nur damit macht er ja Kohle ..........