Endlich Forschungsergebnisse zu Long Covid aus der Schweiz. Man findet anhaltende Aktivierung im Komplementsystem und schließt nicht aus, dass es bei anderen postinfektiösen Erkrankungen genauso sein könnte.
https://www.science.org/doi/10.1126/science.adn1077
Endlich ein Hoffnungsschimmer!!
https://www.science.org/doi/10.1126/science.adn1077
Zitat: Das Team um Onur Boyman, Professor für klinischeZitate entnommen tagesanzeiger.ch vom 18.01.2024
Immunologie und Allergologie an der Universität Zürich, hat im Blut von
Long-Covid-Patienten eine Klasse von Substanzen gefunden, die auch
lange nach der akuten Infektion noch überaktiv sind und so dafür sorgen,
dass Blutplättchen, rote Blutkörperchen, die Wände der Blutgefässe sowie
andere Körperzellen geschädigt werden. Dies berichten die Forschenden
in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins «Science».
Die neuen Erkenntnisse sind hochrelevant: zum einen für das Verständnis
von Long Covid, zum anderen auch für die Diagnose und möglicherweise
gar für eine Therapie. Denn die Zürcher Forschenden fanden nicht nur als
Erste eine spezifische molekulare Signatur von Long Covid im Blut, sie
konnten auch jene Substanzen – sogenannte Biomarker – identifizieren,
die sich potenziell mit einem Bluttest nachweisen lassen.
Das Team um den Immunologen Boyman will nun seine Erkenntnisse
interessierten Diagnostikfirmen zur Verfügung stellen, damit diese
möglichst rasch einen solchen Test entwickeln. Mit genügend personellen
und finanziellen Ressourcen und der nötigen Expertise könnte ein Bluttest
schon in etwa ein bis zwei Jahren auf den Markt kommen, sagt Boyman.
«Das ist unsere grosse Hoffnung und unser Wunsch.»
Bei der Analyse der 6500 Eiweisse stellte sich dann heraus, dass sich vor
allem eine Substanzklasse deutlich unterscheidet zwischen Long-Covid-
Patienten und Gesunden: das sogenannte Komplementsystem. Dieses
besteht aus mehr als 30 Proteinen und ist Teil des angeborenen
Immunsystems. Es wird aktiviert, sobald eindringende Viren oder
Bakterien bekämpft werden müssen, es sorgt auch dafür, dass
beschädigte oder infizierte Körperzellen beseitigt werden. Normalerweise
kehrt das Komplementsystem nach getaner Arbeit schnell wieder in den
Ruhezustand zurück.
Überaktives Komplementsystem richtet grosse Schäden an
Nicht so bei den Long-Covid-Patienten. Bei ihnen bleibt das
Komplementsystem überaktiv – und richtet dabei grosse Schäden an: Es
aktiviert die Blutplättchen und begünstigt sogenannte Mikrogerinnsel, es
schädigt die Innenwand der Blutgefässe, das sogenannte Endothel, es
zerstört auch rote Blutkörperchen, die Sauerstoff transportieren. Ein
weiterer interessanter Befund: Bei anfänglichen Long-Covid-Patienten, die
nach sechs Monaten aber keine Symptome mehr hatten, war das
Komplementsystem zum zweiten Zeitpunkt wieder zur Ruhe gekommen.
Die Zürcher Forschenden haben auch Hinweise darauf gefunden, was das
Komplementsystem auf Trab hält: einerseits Antikörper gegen
körpereigene Strukturen, sogenannte Autoantikörper, andererseits
vermehrt zirkulierende Antikörper gegen schlummernde Viren wie das
Epstein-Barr-Virus (EBV) oder das Cytomegalovirus (CMV).
Das Komplementsystem ist Teil des angeborenen Immunsystems, das
schnell, aber unspezifisch auf Eindringlinge reagieren kann. Boyman kann
sich daher «gut vorstellen», dass der beobachtete Mechanismus nicht nur
für Long Covid, sondern auch für andere postvirale Erkrankungen oder
postinfektiöse Syndrome gilt. Dazu zählen unter anderem das teils extrem
einschränkende ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches
Fatigue-Syndrom), das durch verschiedene Infektionen ausgelöst werden
kann, oder das durch das EBV hervorgerufene Pfeiffer-Drüsenfieber.
Sollte die Hypothese stimmen, würden sich auch für diese Erkrankungen
völlig neue Perspektiven eröffnen, was Diagnose und mögliche Therapien
betrifft.
Endlich ein Hoffnungsschimmer!!
Zusammen bewegen wir mehr!