Beiträge: 3
Themen: 1
Registriert seit: Dec 2014
Thanks: 0
Given 3 thank(s) in 2 post(s)
Hallo zusammen,
ich wurde im Jahr 1995 von einer Zecke gestochen und dadurch mit Borrelien infiziert. Es bildete sich die typische Wanderröte, mein Hausarzt behandelte mich 2 Wochen lang mit Doxycyclin, dann war die Sache erledigt.
3 Monate später bekam ich schlimmste Schwindelattacken, Zittern und Sehstörungen. Glücklicherweise kam ich zu einem sehr guten Internisten, der mich aufgrund eines Bluttests und der geschilderten Symptome auf Borreliose behandelte. Die Beschwerden besserten sich vorübergehend, traten dann in den nächsten 3 Jahren in Abständen immer wieder auf, was zu erneuter AB-Behandlung führte. Den schlimmsten Schub hatte ich im Sommer 1998, der dann mit 4-wöchiger Infusionstherapie mit Ceftriaxon behandelt wurde.
Danach war weitestgehend Ruhe, wiederkehrende Symptome verschwanden nach einigen Wochen von selbst wieder.
Seit mehreren Monaten habe ich nun wieder schlimmste Beschwerden, wie massive Gedächtnisstörungen, inneres Zittern, Zittern des Kopfes und der Augen, Schwindel, verschwommenes Sehen, extreme Müdigkeit, unsicherer Gang. Der Neurologe untersuchte mich und diagnostizierte eine Depression und gab mir entsprechende Medikamente. Das EEG fiel normal aus, ein Kernspin wies einige kleine weiße Punkte im Gehirn auf – anscheinend kleine Narben von Entzündungsherden – die aber angeblich nicht weiter schlimm seien und bei Menschen meines Alters, 56 Jahre, häufig vorkämen.
Doch auch aufgrund der Antidepressiva verschwinden die Beschwerden nicht, ich halte mich auch nicht für depressiv, bin natürlich verzweifelt, dass die Beschwerden sich hartnäckig halten. Mittlerweile haben die Gedächtnisprobleme massiv zugenommen, was mich stark verängstigt.
Der Internist, der mich seinerzeit auf Borreliose behandelt hat, meinte, die Borreliose könnte wieder aufgewacht sein und bot mir wiederum eine mehrwöchige AB-Therapie an. Der Hausarzt und der Neurologe warnen mich sehr davor und halten an der Depressionstheorie fest.
Ich habe ständig kleine Bewusstseinsstörungen, die jedoch nur Bruchteile von Sekunden anhalten, mir aber große Angst machen.
Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Kann es sein, dass es wieder die Borreliose ist?
Vielen Dank.
Beiträge: 4.065
Themen: 253
Registriert seit: Aug 2012
Thanks: 2660
Given 5521 thank(s) in 2083 post(s)
Sei trotz aller Pein Herzlichst Willkommen....
Es kann...ja,es kann auch nach jahren wieder hervorbrechen,weil es mit aller Wahrscheinlichkeit nicht richtig und auch erst durch neuere Erkenntnisse-nicht effektiv behandelt wurde.
Du kannst infiziert sein,eine sogenannte Wanderröte,(EM.Erytma-Migrans) tritt nicht immer auf und wird auch nicht unbedingt bemerkt.Selbst einen Zeckenstich\biss,merkt man nicht unbedingt.
Das ganze kann dann auch erst nach Jaahren zum Ausbruch kommen,aus den verschiedensten Gründen. Leider wird selbst heute noch-meist aus Unkenntniss oder diffusen Gründen,vieles was damit zutun hat,in die psychoecke geschoben.Das läßt sich aus verschiedenen Gründen für die eine-oder andere Einrichtung besser händeln(Time ist Money).Alles gute und informier dich weiterhin. - anfang -
... auch du bist ein Teil des Wasser`s - das jeder Fisch zum schwimmen braucht...
Beiträge: 1.614
Themen: 72
Registriert seit: Feb 2013
Thanks: 1504
Given 3534 thank(s) in 1041 post(s)
Hallo Nora,
für mich sieht das sehr danach aus, daß deine Borreliose wieder aufgeflammt sein kann, nicht muß, genau beurteilen kann das niemand, die Labordiagnostik mit ihren Mängeln kann hier keine definitive Aussage treffen.
Depression ja oder nein - genauso schwierig zu beurteilen und nicht in Zahlen zu messen.
Borreliose und Depression gehen aber gemeinsam gern eine sehr unschöne Verbindung ein durch Veränderungen in Hirnstoffwechsel, auch daran sollte gedacht werden. Hier im Forum wurde schon reichlich darüber geschrieben.
Wenn dein Internist dir eine Antibiose anbietet, ist das eine gute Option und aus dem Verlauf kannst du, so meine persönliche Meinung, am ehesten herausfinden, was los ist. Erfahrungen damit hast du und was wären denn die Vorschläge der anderen beiden Ärzte?
Falls du AB nehmen wirst, rate ich dir, täglich sich einstellende Veränderungen im Befinden zu dokumentieren, das hat sich bewährt, um nachträglich die Antibiose auf ihren Sinn bewerten zu können. Gerade bei kognitiven Symptomen wird man ohne Aufzeichnungen schnell unsicher, klingt banal, ist aber so.
So eine Antibiose bei zumindest früher nachgewiesener Borreliose hat nichts zu tun mit sorglosem Antibiotikaeinsatz, vor allem, wenn von den beiden anderen Ärzten kein Therapievorschlag kommt und Antidepressiva keine Besserung bringen..
Spätborreliose macht oft Schmerzen in Gelenken, darüber schreibst du nichts. Ich meine aber, daß überwiegend Kopfsymptome hier schon diskutiert worden sind.
Das wären meine Gedanken zu deinem Problem, was wirklich gerade stattfindet, wird dir kaum jemand sagen können, das erlebe ich gerade selbst wieder.
Alles Gute wünscht dir die Oolong.
Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheit bei,
als alle Kunst der Medizin.
Wolfgang Amadeus Mozart
Beiträge: 759
Themen: 26
Registriert seit: Aug 2012
Thanks: 2417
Given 1842 thank(s) in 540 post(s)
hallo Nora,
klar kann sich die infektion wieder gemeldet haben - vielleicht hattest du viel unangenehmen stress dieses jahr oder impfungen (womöglich gegen FSME ?) plus hormonveränderungen durch wechseljahre ? vielleicht hattest du ja auch kleinere zipperlein in den letzten jahren ignoriert oder mit falschen erklärungen entschuldigt, statt an die alte geschichte borreliose zu denken ?
symptomfreie, symptomarme zeiten können trügerisch sein !
ich meine, du bist mit dem vorschlag deines internisten gut bedient !!
gruß
hanni
OnLyme-Aktion.org
Beiträge: 3.614
Themen: 110
Registriert seit: Aug 2012
Thanks: 9578
Given 11151 thank(s) in 2721 post(s)
Ich würde auch eine AB-Therapie versuchen - insbesondere bei deiner Vorgeschichte. Antidepressiva sind bei dir erfahrungsgemäss eine Sackgasse.
LG, Regi
Je mehr ich über die Borreliose weiss, desto mehr weiss ich, dass man fast gar nichts weiss.
Nichts auf der Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissenhafte Dummheit. (Martin Luther King)
Absenz von Evidenz bedeutet nicht Evidenz für Absenz
Beiträge: 64
Themen: 7
Registriert seit: Sep 2014
Thanks: 34
Given 166 thank(s) in 47 post(s)
03.12.2014, 10:23
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.12.2014, 10:25 von
PatK.)
Mal eine Gegenfrage: Warum warnen dein Hausarzt und der Neurologe vor einer mehrwöchigen AB-Behanlung? Warnen sie tatsächlich, oder sind sie nur der Meinung, dass es nichts bringen würde? Warnen sie aus "allgemeinen" Gründen - weil Antibiotika eben auch Nebenwirkungen haben können und Stress sind für den Körper?
Wenn sie tatsächlich warnen, dafür aber keine konkreten Gründe anführen - wie beispielsweise bestehende Allergien oder konkrete, auf dich zutreffende Gegenanzeigen - stellt sich doch schlicht die Frage "Welchem ärztlichen Rat soll ich vertrauen?"
Du hattest Borrelienkontakt. Du hattest wiederkehrende Beschwerden. Sie haben sich durch Antibiotika gebessert. Nun sind sie wiedergekommen. Niemand kann dir eine konkrete Diagnose geben.
In dem Fall würde ich für meine Person die Entscheidung treffen, dem ärztlichen Rat zu folgen, der mir die Möglichkeit einer Besserung meiner Beschwerden in Aussicht stellt - also hier Antibiotika. Natürlich unter Überwachung dieses Arztes - Wirkstoffspiegel, Blutkontrollen, Nebenwirkungen, Magen- und Darmschutz, alles gründlich im Auge behalten.
Und, wie bereits oben angeraten, in einem Kalender ein Symptomtagebuch führen. Täglich aufschreiben welche Beschwerden da sind und - wichtig - welche eben *nicht* mehr da sind! Abwesenheit von Symptomen wird oft so häufig übersehen, dass man sich im Nachhinein fragt: "Wann hat das eigentlich aufgehört?"
Damit lässt sich auch später noch ganz genau nachvollziehen, wie der Verlauf war. Dann kann ein Arzt - oder auch du selbst - beurteilen, ob es dir unter AB besser ging oder nicht.
"Wer heilt hat recht" - wenn ich keine andere Option hätte als hilflos weiter zu leiden oder auf ärztlichen Rat einen neuen Versuch mit AB zu starten wäre die Entscheidung für mich ganz klar: tue ich nichts, passiert auch nichts (oder es wird schlimmer). Tue ich *etwas* habe ich eine Chance. Wenn's nicht hilft, habe ich es wenigstens probiert.
So würde ich entscheiden, wenn ich das für mich entscheiden müsste.
Nun kenne ich natürlich die Einzelheiten deines Zustandes und die genauen Umstände nicht. Also weiß ich auch nicht, ob dieser Rat für Dich sinnvoll wäre, aber das kannst du sicher selbst beurteilen.
Beiträge: 3
Themen: 1
Registriert seit: Dec 2014
Thanks: 0
Given 3 thank(s) in 2 post(s)
Hallo zusammen,
zuerst mal herzlichen Dank für eure Beiträge und Tipps. Ich bin sehr froh, hier ein Forum gefunden zu haben, in dem ich auf Verstehen und Verständnis stoße. Heute habe ich das Blutergebnis meines Internisten bekommen, leider kann ich es nicht deuten. Sicher gibt es hier einige Fachleute, die mir dabei helfen können.
Borrelia IgG-Ak < 5 CLIA
(rek.VlsE)
Borrelio-IgM-AK 57,0 CLIA
(rek. VlsE.OspC)
Borr.burgd.IgG- (i.Serum) WB negativ BLOT
(B.afz+B.b.s.s + VlsE)
Borr.burgd.-IgM- (i.Serum) WB positiv BLOT
(B.afz.+B.b.s.s + VlsE)
Bande VlsE 0
Bande 41/Flagellin 0
Bande P39 (bmpA) 0
Bande p24 (OspC) +
Bande p17 (OspC) (+)
Vielen Dank.
Beiträge: 3
Themen: 1
Registriert seit: Dec 2014
Thanks: 0
Given 3 thank(s) in 2 post(s)
Mein Neurologe und mein Hausarzt warnen aus dem Grund vor der AB-Therapie, weil sie nicht der Meinung sind, dass es erneut ein Borreliose-Schub ist und die AB-Therapie viel zu viele Nebenwirkungen hätte. Sie meinen, es sei eine Depression und wollen mich in eine Reha schicken, die diese Depression behandelt.
Der Internist hat einen Medikamentenplan erstellt mit den Medis Artemisia, Doxycyclin, Minocyclin und Metronidazol. Allerdings muss ich bei ihm die Medikamente und die Infusionen selbst bezahlen, was durchaus einen Betrag von 600 Euro/Monat ausmachen kann. Er hat Schwierigkeiten mit den Krankenkassen, da er so viele AB-Therapien macht. Daher kann er nur noch Privatrezepte ausstellen. Aber wenn es helfen würde, würde ich auch das machen.
Seit einigen Tagen habe ich auch Schmerzen in Muskeln und Gelenken und, nach längerem Sitzen oder Liegen, eine große Steifigkeit in Armen und Beinen. Aber am schlimmsten sind die Gedächtnisstörungen und das Zittern im Kopf.
Ich denke, ich werde die Therapie mal für 2 Wochen durchführen und schauen, ob es eine Besserung bringt. Und, wie angeraten, alles genau aufschreiben.