10.07.2025, 03:20
Mein Leben mit Borreliose
Ich bin kein großer Schreiber, noch habe ich das jemals wirklich gemacht. Aber ich möchte einfach mal meine Erfahrung mit der „Nicht“-Krankheit preisgeben und euch einen kleinen Einblick in den Alltag eines Menschen geben, der nahezu alle Symptome hat – dem es aber trotzdem besser geht als vielen mit der Seuche.
Er ist allgegenwärtig und immer da. Ich für meinen Teil habe permanente Kopfschmerzen. Witzig dabei sind die unterschiedlichen Stufen davon.
Es gibt die „normalen“ Kopfschmerzen – an die hat man sich über die Jahre fast schon gewöhnt.
Dann gibt es Kopfschmerzen wie nach einem guten Wochenende, mit Festplatten-Reset. Da wirft man sich mal eine Tablette in den Kopf und dann geht das schon irgendwie.
Aber das Highlight sind die Kopfschmerzen, bei denen Geräusche dich aggressiv machen und Tageslicht versucht, sich einen Weg durch deinen Schädel zu brennen. Die sind super…
Meistens ist man aber bei Stufe 1 oder 2.
Hatte ich schon erwähnt, dass das immer der Fall ist? Es gibt keinen Tag ohne.
Ein weiterer Knaller ist das Treppensteigen.
Da ist nicht das Rauf das Problem – das ist nur anstrengend.
Du kannst nicht runtergehen. Frag mich nicht, warum das so ist – ich bin bei weitem kein Arzt.
Die Gelenke wechseln sich an der Spitze mit „Was mir heute den Tag versaut“ mit den Kopfschmerzen ab.
Mal ist es mehr davon, mal das andere.
Du kannst nicht lange stehen, nicht lange sitzen – und selbst beim Schlafen wirst du wach, weil dir einfach die Knochen wehtun.
Durchschlafen ist sehr selten – beziehungsweise: Der Körper holt sich irgendwann seine Ruhe und klinkt sich auch mal für zehn Stunden aus.
Hatte ich schon erwähnt, dass es immer der Fall ist?
Viel Bewegung hilft – ja. Aber Spaß macht das nicht. An manchen Tagen ist es fast unmöglich. Ich bewege mich wie mein Opa. Echt! Du müsstest mal zugucken, wie ich an einem guten Tag versuche, ins Auto einzusteigen.
Dadurch, dass ich super schlafen kann – oft – lass ich’s manchmal einfach sein.
Ich weiß, ist nicht cool, aber für mich teilweise angenehmer.
Aber meistens bin ich einfach nur permanent müde – und nur sehr schwer zu motivieren, den Arsch in Gang zu setzen. Selbst lange Schlafphasen sind selten wirklich erholsam.
Inzwischen hat das Ganze bei mir sogar neurologische Defekte ausgelöst. Heppa – mal was anderes.
Mal abgesehen davon, dass Lesen immer schwerer wird (kann auch am Alter liegen), gibt es so Momente, in denen ich auf Schlag gefühlt zwei Promille habe – oder der Kreislauf sagt: „Bin dann mal weg.“
Das kommt aber Gott sei Dank sehr selten vor.
Nur wenn ich hochgucke – oder halt auch mal einfach so, ganz stumpf.
Das kündigt sich aber vorher an.
Ich habe das Motorradfahren trotzdem an den Nagel gehängt.
Ja, ich weiß – beim Autofahren ist das auch scheiße.
Aber es geht meistens nur ganz kurz.
Außerdem ist es ja keine anerkannte Krankheit.
Also: Leck mich.
Hatte ich erwähnt, dass es immer so ist?
Aber ich will nicht klagen – es gibt Leute, die sind mit der „Nicht-Krankheit“ deutlich schlimmer dran.
Laufen lernen, Sprache neu lernen, Lähmungen, Rollstuhl – oder sogar Herzprobleme, die lebensgefährlich werden können.
Das blieb mir bisher erspart.
Nicht schlecht, was so eine pseudo-nicht-anerkannte Krankheit alles anstellen kann. Wahh!
Warum ist sie nicht anerkannt?
Naja, damit kann man kein Geld verdienen – ganz einfach.
Eine frühzeitig erkannte Borreliose ist super schnell und einfach behandelbar.
Vorausgesetzt, die Behandlung schlägt an.
Da es so viele unterschiedliche Symptome gibt, ist es wohl auch ein bisschen Glücksspiel, ob’s klappt oder nicht.
Bei mir haben sie direkt abgewunken mit den Worten:
„Damit müssen Sie jetzt leben.“
Glaub mir:
Wenn du über die Straße gehst und nicht nach links oder rechts guckst, in der Hoffnung, dass vielleicht ein Bus kommt, der nicht bremst –
…dann weißt du, wo der Frosch die Locken hat.
Feeling good?
Es ist nicht der starke Schmerz, der einen nervt.
Es ist das permanente Leiden über einen langen Zeitraum, das einen auf Dauer auffrisst.
Die Tabletten machen deinen Magen kaputt, es sind immer diese fucking Schmerzen.
Oder – bei einigen – noch viel schlimmer.
Das macht einen fertig – und sorgt, gemeinsam mit den Stimmungsschwankungen, für echt merkwürdige Gedanken an schlechten Tagen.
Ach ja – die hatte ich ja noch gar nicht erwähnt.
Naja, kommt schon mal vor, dass ich in ein Loch falle und mir am liebsten die Rübe wegballern würde.
Meistens bleibt es aber bei einem (oder mehreren) 0,5er Blechdosen-Geschossen, die ich mir reinpfeife.
Es gibt aber auch das genaue Gegenteil:
Da gehört mir die Welt, und keiner kann mir an den Karren pissen.
Aber meistens bin ich einfach nur da – und spiele mein Leben weiter.
Hatte ich das schon erwähnt?
Ja, hatte ich. Ich weiß.
Erst mal ’nen Kaffee.
Vom ganzen Getippel hab ich ’nen ganz trockenen Hals bekommen.
Diagnostik
Ich hatte keine Wanderröte. Auch keinen bewussten Zeckenstich.
(Ja – eine Zecke sticht, sie beißt nicht.)
Es hat Jahre gedauert, bis meine Hausärztin – die beste! – auf die Idee kam, das mal testen zu lassen.
Also ab ins Krankenhaus, Rückenwasserentnahme – und siehe da: die Arschkarte.
Jahre vorher hatte ich schon alles Mögliche diagnostiziert bekommen:
Rheuma, kaputte Knie, kaputter Rücken – ach, was weiß ich noch alles.
Sicherlich ist nach Jahren auf dem Bau nichts mehr auf Neuwagen-Niveau,
aber die eigentlichen Probleme lagen ganz woanders.
Hat nur keiner erkannt.
Okay – gebracht hat’s mir jetzt auch nix, weil es bei mir nicht mehr heilbar ist.
Aber immerhin weiß ich jetzt, warum es ist, wie es ist.
Ich könnte noch so viel schreiben –
…aber es ist mir gerade zu anstrengend.
Also:
Prost Kaffee.
Passt auf euch auf.
Ich bin kein großer Schreiber, noch habe ich das jemals wirklich gemacht. Aber ich möchte einfach mal meine Erfahrung mit der „Nicht“-Krankheit preisgeben und euch einen kleinen Einblick in den Alltag eines Menschen geben, der nahezu alle Symptome hat – dem es aber trotzdem besser geht als vielen mit der Seuche.
Er ist allgegenwärtig und immer da. Ich für meinen Teil habe permanente Kopfschmerzen. Witzig dabei sind die unterschiedlichen Stufen davon.
Es gibt die „normalen“ Kopfschmerzen – an die hat man sich über die Jahre fast schon gewöhnt.
Dann gibt es Kopfschmerzen wie nach einem guten Wochenende, mit Festplatten-Reset. Da wirft man sich mal eine Tablette in den Kopf und dann geht das schon irgendwie.
Aber das Highlight sind die Kopfschmerzen, bei denen Geräusche dich aggressiv machen und Tageslicht versucht, sich einen Weg durch deinen Schädel zu brennen. Die sind super…
Meistens ist man aber bei Stufe 1 oder 2.
Hatte ich schon erwähnt, dass das immer der Fall ist? Es gibt keinen Tag ohne.
Ein weiterer Knaller ist das Treppensteigen.
Da ist nicht das Rauf das Problem – das ist nur anstrengend.
Du kannst nicht runtergehen. Frag mich nicht, warum das so ist – ich bin bei weitem kein Arzt.
Die Gelenke wechseln sich an der Spitze mit „Was mir heute den Tag versaut“ mit den Kopfschmerzen ab.
Mal ist es mehr davon, mal das andere.
Du kannst nicht lange stehen, nicht lange sitzen – und selbst beim Schlafen wirst du wach, weil dir einfach die Knochen wehtun.
Durchschlafen ist sehr selten – beziehungsweise: Der Körper holt sich irgendwann seine Ruhe und klinkt sich auch mal für zehn Stunden aus.
Hatte ich schon erwähnt, dass es immer der Fall ist?
Viel Bewegung hilft – ja. Aber Spaß macht das nicht. An manchen Tagen ist es fast unmöglich. Ich bewege mich wie mein Opa. Echt! Du müsstest mal zugucken, wie ich an einem guten Tag versuche, ins Auto einzusteigen.
Dadurch, dass ich super schlafen kann – oft – lass ich’s manchmal einfach sein.
Ich weiß, ist nicht cool, aber für mich teilweise angenehmer.
Aber meistens bin ich einfach nur permanent müde – und nur sehr schwer zu motivieren, den Arsch in Gang zu setzen. Selbst lange Schlafphasen sind selten wirklich erholsam.
Inzwischen hat das Ganze bei mir sogar neurologische Defekte ausgelöst. Heppa – mal was anderes.
Mal abgesehen davon, dass Lesen immer schwerer wird (kann auch am Alter liegen), gibt es so Momente, in denen ich auf Schlag gefühlt zwei Promille habe – oder der Kreislauf sagt: „Bin dann mal weg.“
Das kommt aber Gott sei Dank sehr selten vor.
Nur wenn ich hochgucke – oder halt auch mal einfach so, ganz stumpf.
Das kündigt sich aber vorher an.
Ich habe das Motorradfahren trotzdem an den Nagel gehängt.
Ja, ich weiß – beim Autofahren ist das auch scheiße.
Aber es geht meistens nur ganz kurz.
Außerdem ist es ja keine anerkannte Krankheit.
Also: Leck mich.
Hatte ich erwähnt, dass es immer so ist?
Aber ich will nicht klagen – es gibt Leute, die sind mit der „Nicht-Krankheit“ deutlich schlimmer dran.
Laufen lernen, Sprache neu lernen, Lähmungen, Rollstuhl – oder sogar Herzprobleme, die lebensgefährlich werden können.
Das blieb mir bisher erspart.
Nicht schlecht, was so eine pseudo-nicht-anerkannte Krankheit alles anstellen kann. Wahh!
Warum ist sie nicht anerkannt?
Naja, damit kann man kein Geld verdienen – ganz einfach.
Eine frühzeitig erkannte Borreliose ist super schnell und einfach behandelbar.
Vorausgesetzt, die Behandlung schlägt an.
Da es so viele unterschiedliche Symptome gibt, ist es wohl auch ein bisschen Glücksspiel, ob’s klappt oder nicht.
Bei mir haben sie direkt abgewunken mit den Worten:
„Damit müssen Sie jetzt leben.“
Glaub mir:
Wenn du über die Straße gehst und nicht nach links oder rechts guckst, in der Hoffnung, dass vielleicht ein Bus kommt, der nicht bremst –
…dann weißt du, wo der Frosch die Locken hat.
Feeling good?
Es ist nicht der starke Schmerz, der einen nervt.
Es ist das permanente Leiden über einen langen Zeitraum, das einen auf Dauer auffrisst.
Die Tabletten machen deinen Magen kaputt, es sind immer diese fucking Schmerzen.
Oder – bei einigen – noch viel schlimmer.
Das macht einen fertig – und sorgt, gemeinsam mit den Stimmungsschwankungen, für echt merkwürdige Gedanken an schlechten Tagen.
Ach ja – die hatte ich ja noch gar nicht erwähnt.
Naja, kommt schon mal vor, dass ich in ein Loch falle und mir am liebsten die Rübe wegballern würde.
Meistens bleibt es aber bei einem (oder mehreren) 0,5er Blechdosen-Geschossen, die ich mir reinpfeife.
Es gibt aber auch das genaue Gegenteil:
Da gehört mir die Welt, und keiner kann mir an den Karren pissen.
Aber meistens bin ich einfach nur da – und spiele mein Leben weiter.
Hatte ich das schon erwähnt?
Ja, hatte ich. Ich weiß.
Erst mal ’nen Kaffee.
Vom ganzen Getippel hab ich ’nen ganz trockenen Hals bekommen.
Diagnostik
Ich hatte keine Wanderröte. Auch keinen bewussten Zeckenstich.
(Ja – eine Zecke sticht, sie beißt nicht.)
Es hat Jahre gedauert, bis meine Hausärztin – die beste! – auf die Idee kam, das mal testen zu lassen.
Also ab ins Krankenhaus, Rückenwasserentnahme – und siehe da: die Arschkarte.
Jahre vorher hatte ich schon alles Mögliche diagnostiziert bekommen:
Rheuma, kaputte Knie, kaputter Rücken – ach, was weiß ich noch alles.
Sicherlich ist nach Jahren auf dem Bau nichts mehr auf Neuwagen-Niveau,
aber die eigentlichen Probleme lagen ganz woanders.
Hat nur keiner erkannt.
Okay – gebracht hat’s mir jetzt auch nix, weil es bei mir nicht mehr heilbar ist.
Aber immerhin weiß ich jetzt, warum es ist, wie es ist.
Ich könnte noch so viel schreiben –
…aber es ist mir gerade zu anstrengend.
Also:
Prost Kaffee.
Passt auf euch auf.