30.01.2014, 11:15
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.01.2014, 11:22 von
Sunflower.)
Hallo Sunny,
was hast du für Schmerzen? Muskelschmerzen? Gelenkschmerzen? Nervenschmerzen? Kopfschmerzen?
Wie Leonie schrieb, glauben viele Ärzte, daß eine positive Serologie eine aktive Borreliose beweist und eine negative Serologie eine aktive Borreliose ausschliesst.Aber viel spricht dafür, daß es nicht so ist, sondern daß Borrelien trotz negativer Serologie im Körper vorhanden sein können.
Das Immunsystem wehrt sich dagegen, indem es jede Menge Entzündungsstoffe (Zytokine) produziert, was Symptome wie Schmerzen auslöst.Aber bei chronischen Patienten ist die Abwehr trotzdem uneffizient, die Bakterien werden vom Immunsystem nicht zerstört.
Es gibt viele Gründe dafür (u.a. weil Borrelien sich innerhalb von Zellen aufhalten können, weil sie sich in wenig durchblutetem Gewebe zurückziehen, weil sie Proteine auf ihrer Oberfläche produzieren, die von Zellen des Immunsystem als "eigen" wahrgenommen werden, weil das Immunsystem geschwächt ist, z.B. wegen Schmermetallbelastung usw.). Leider werden diese Tatsachen, die zum Teil wissentschaftlich belegt sind, den Ärzten nicht vermittelt.
Dazu kommt, daß diese Bakterien eine lange Teilungszeit haben, sich also nur 1-2 Mal pro 24 Std teilen, während Streptokokken z.B. sich alle 20 Min. vermehren.Die meisten AB können Bakterien aber nur angreifen, wenn Sie sich gerade teilen.Aus diesem Grunde können sich schnell teilende Bakterien in einer relativ kurzen Zeit zerstört werden.Borrelien benötigen eine deutlich längere Behandlungszeit: die Deutsche Borreliose Gesellschaft empfiehlt im frischem Stadium MINDESTENS 4 Wochen Behandlung. Ich selbst war erst nach 5 Wochen im frischen Stadium wieder symptomfrei.
Es gibt aber leider andere Gründe, warum ein AB bei einer chronischen Borreliose unwirksam (oder nur vorübergehend wirksam) sein kann:
*die Menge AB war zu niedrig, um einen wirksamen Blutspiegel zu erzielen.Untersuchungen von Ärzten der DBG haben z.B. ergeben, daß 200 mg Doxy bei vielen Patienten nicht ausreichen.Deswegen empfiehlt die DBG 400 mg täglich (und viele Ärzte eine Blutkontrolle zur Sicherung).Aber das wiederum wissen die meisten niedergelassenen Ärzte nicht!
*auch wissen diese Ärzte nicht, daß Borrelien unter vielen ABs sogenannten zystischen Formen (zellwandfrei) bilden, die diese ABs nicht angreifen können.Diese persistierende Formen werden nur von bestimmten ABs wie Metronidazol, Tinidazol angegriffen (z.B. in vitro), aber diese Untersuchungsergebnisse (u.a. von Prof.Eva Sapi, USA) werden auch nicht den hiesigen Ärzten im Studium und Fortbildungen vermittelt.Folglich können diese zystischen Formen trotz Antibiose im Körper überleben und weiter für üble Symptome sorgen.
Die meisten Ärzte glauben leider, daß ein Patient mit einer seronegativer Serologie nach einer Antibiose keine Borreliose mehr hat.Leider konnte man in Forschungen bei Tieren nach Antibiosen lebende Borrelien nachweisen.Weiß wiederum kein Arzt...
Andererseits ist m.E. auch möglich, eine positive Serologie zu haben, und trotzdem keine aktive Borreliose mehr zu haben.Sprich es gab Borrelien im Körper, aber das Immunsystem hat sie eliminiert.Es bleibt eine serologische Narbe.
Deswegen ist eine aktive Borreliose (lebende Borrelien im Körper) nicht zwingend die Ursache deiner Symptome.Deswegen halte ich weitere Untersuchungen bei weiteren Fachärzten (Rheumatologe, Orthopäde, Neurologen, je nach Art der Schmerzen) für sinnvoll.
Man kann aber auch eine aktive Borreliose und Autoimmunerkrankungen wie Rheuma gleichzeitig haben (ich habe eine nachgewiesene Hashimoto Thyreoiditis, wahrscheinlich dazu eine Autoimmungastritis und mit hoher Wahrscheinlichkeit eine aktive chronische Borreliose dazu).
Zum Rheumatologen: lass es mal abklären.Wenn er nichts findet, dann liegt der Grund für deine Schmerzen woanders.Es ist wichtig, eine mögliche Ursache nicht zu übersehen und unbehandelt zu lassen.
Erwarte aber nicht, daß der Rheumatologe dich in Bezug auf den Verdacht auf eine chronische Borreliose erns nimmt.Meiner hat sich dafür überhaupt nicht interessiert.Viele Ärzte halten leider die chronische Borreliose für einen Hirngespinnst...
Zum Nachweis einer chronischen Borreliose: neben der unzuverlässigen Serologie gibt es der LTT (Lymphozytentransformationstest). Bei mir war der LTT einzig positiv (ca. 3 Monate nach Zeckenstich), während die Serologie immer negativ war (was bei mir daran liegen kann, daß ich ein AB bereits 10 Tagen nach dem Zeckenstich genommen habe, was laut Prof.B. Wilske zur Unterdrückung der Immunabwehr und somit der Antikörperbildung führen kann...dieses Wissen wird den Ärzten auch nicht vermittelt).
Da ich 1 Woche nach einem Zeckenstich eine "Borreliose-Grippe" hatte, die Symptome unter AB (Amoxicillin) komplett verschwunden waren, diese aber ca. 1 Woche nach Ende der Antibiose wieder aufgetaucht sind und seitdem chronisch vorhanden sind, gehe ich davon aus, daß eine chronische Borreliose die Ursache meiner chronischen Kopf-, Gelenke-, Sehnen-und Fußsohlenschmerzen ist.
Zur Behandlung einer chronischen Borreliose gibt es mehrere Möglichkeiten.
*Schulmedizin: symptomatische Bekämpfung durch Schmerzmittel (Schmerztherapeuten-, zentren,- klinik-, Ambulanz).Leider ist diese Maßnahme bei vielen Patienten erfolglos (bei mir wirken keine Schmerzmittel, nicht mal Morphin!).
Und es bekämpft nicht die Ursache, die bakterielle Infektion.Der Onkel meines Mannes ist diesen Weg gegangen :starke Muskel-und Gelenkschmerzen nach zahlreichen Zeckenstichen-er ist Jäger!-täglich 1 Tab. Oxycodon-Morphin-1 Tab- Schlaftablette[weil die Schmerzen nachts am Schlimmsten sind], 1 Tab. Antidepressivum zur Reduzierung der Schmerzschwelle.Damit ist er lang gut gegangen, aber die Bakterien haben vor Kurzem seinen Herzen angegriffen, es trat eine schlimme Herzschwäche auf.
*Schulmedizin: Langzeitantibiose durch einen Borreliose-Arzt, z.B. einen Arzt, der Mitglied der Deutschen Borreliose Gesellschaft ist. Langzeit bedeutet: mehrere Wochen/Monate/Jahre, je nachdem wie der Arzt es handhabt (verschiedene Schema).
Es gibt leider keine Studien, die eine Heilung durch Langzeitantibiose belegt hätte und ich kenne persönlich keinen Patienten, der damit vollständig geheilt worden wäre.Die Patienten, die über ihre Erfahrungen in Foren schreiben, berichten über Verschlimmerungen der Symptome unter AB (Herxs-> meine Erfahrung unter Amoxicillin und später Minocycline), Besserung unter/nach AB, beschwerdenfreien oder -arme Phasen zwischen AB, erneuten Rückfällen, oder gar keine Besserung.Eine Patientin wurde z.B. 3 Jahre lang dauernd mit AB behandelt, war danach einige Monate komplett beschwerdenfrei und erlitt dann einen schlimmen Rückfall, den sie dann mit Pflanzen behandelte.Ich bin deswegen gegenüber dieser Langzeitantibiose sehr skeptisch, zudem Nebenwirkungen wie Zerstörung der gesunden Darmflora, Allergien, usw. leider möglich sind.
*Phytotherapie: in den USA behandeln einige Ärzten mit Pflanzenextrakten (Dr.Cowden mit Samento und Banderol u.a., Dr. Zhang mit Knoblauch, usw., Buhner mit Polygonum, Katzenkralle, usw.). Es gibt keine Studien, die eine Heilung der chronischen Borreliose durch diese Protokolle belegen.Nur Erfahrungsberichte von Patienten, die von Besserung der Beschwerden berichten.Nachteil: hierzulande kennt sich kein Arzt mit diesen Protokollen aus (Ausnahme: vielleicht einige Ärzte wie das Borreliose Zentrum in Augsburg?), so daß die Patienten gezwungen sind, diese Protokolle auf eigene Faust anzuwenden.Diese Produkte sind dazu sehr teuer (mehrere 100 € im Monat für Zhang und Cowden Protokoll) und über mögliche Nebenwirkungen ist wenig bekannt, da sie wissentschaftlich kaum untersucht wurden. Einziger in vitro Nachweis einer Wirkung gegen Borrelien existiert für die Präparate Samento und Banderol der Fa. Nutramedix (USA, Cowden Protokoll).Aber es gibt m.E. keinen Nachweis einer Wirkung in vivo.Beobachtungsstudien von Dr.Lee Cowden berichten lediglich über Besserung der Symptome nach 6 Monaten.
*Homöopathie: manche Ärzte und Heilpraktiker wenden diese Therapieform bei chronischen Patienten an. Wissentschaftliche Nachweise existieren nicht, die Therapie muß bei Kassenpatienten auch komplett aus eigener Tasche bezahlt werden und Ausgang ist hier auch ungewiss.
ABER das ist die einzige Heilmethode, die bei Bekannten eine vollständige Symptomfreiheit erzielt hatte.Ich kenne nur 3 Personen, die mit homöopathischen Heilverfahren wieder beschwerdenfrei wurden (es gibt nicht EINE Homöopathie, sondern mehrere, u.a. Komplexmittel und klassische Homöopathie nach Hahnemann), aber ich kenne sie persönlich und alle 3 sind seit der langwierigen Behandlung (1. 6 Monate, 2. 2 Jahre, 3. mehrere Jahre) seit mehreren Jahren komplett beschwerdenfrei.
Ich selbst war nach mehreren Experimenten (6 Wochen AB kurz nach Zeckenstich, 6 Monate AB 3 Monate nach Zeckenstich, Zhang Protokoll 1 Jahr lang) 2 Jahre in klassischer homöopathischer Behandlung bei einem Heilpraktiker und es war eindeutig die beschwerdenärmste Periode seit Beginn meiner chronischen Borreliose (Zeckenstich war im Juli 2008, wenn ich mich nicht täusche). Vor meinem Rückfall in April 13 war ich monatelang komplett beschwerdenfrei.
Leider habe ich aufgrunde dieses Rückfalls, der mich extrem verunsichert hatte, die Therapie abgebrochen, auf eigene Faust ein pflanzliches Protokoll (Katzenkralle + proteolytische Enzyme) 6-9 Monate (?) gemacht, werde aber aufgrunde erneuten starken Schmerzen diese klassische homöopathischeTherapie wieder anfangen.
Ich erhoffe mir mittlerweile keine "Heilung", aber wenn ich zumindest in immer längeren Intervallen schmerzarm oder sogar schmerzfrei leben darf, ist das für mich ein Riesenfortschritt in Richtung Lebensqualität, die aufgrunde der momentan starken Schmerzen sehr eingeschränkt ist.
Es herrscht in Bezug auf die chronischen Borreliose im "echten" Leben und leider in Patientenforen viel "Intoleranz".Die einen verteufeln AB, die anderen Alternativmethoden.Ich bin der Meinung: solange es kein eindeutiger Nachweis für das Nutzen einer Methode gibt, solange bleibt dem einzelnen Patienten leider der persönliche Weg, sprich Versuch und Irrtum, um seine Beschwerden zu linden bzw. zur Beschwerdenfreiheit zu gelangen.Dieser Weg kann leider beschwerlich sein, viel Geld kosten, aber es gibt leider momentan keine andere Möglichkeit.
Und in Bezug auf die Diagnose: mit seronegativer Serologie wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit bei 99,99% der Ärzte hierzulande als "borreliosefrei" gelten und wenn andere Ursachen mit den aktuellen Diagnoseverfahren nicht gefunden werden, als "Hypokonder" gelten.Aber mit einem positiven LTT gelten Patienten bei manchen "Borrelioseärzten" als "borreliosefrei".Und eine chronische Borreliose ist m.E. auch mit negativem LTT möglich.Es gibt also weder in Bezug auf Diagnose noch auf Therapie eine Garantie für Sicherheit.Das muß man wissen.
Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr verunsichert.Aber leider entsprechen diese Zeilen meiner 6 jährigen Erfahrung und Beobachtungen mit der Krankheit. Ich hoffe, daß du trotzdem einen Weg findest, um deine Schmerzen zu lindern und vom ganzen Herzen wünsche ich dir, daß du sie so schnell wie möglich definitiv und komplett loswirst, egal ob mit Schulmedizin oder Alternativtherapien.
Alles Gute!
Sunflower
PS Sorry für die vielen Grammatikfehler...
Gute Besserung und liebe Grüsse
Sunflower
Lyme-Borreliose seit 2008