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Dickes Knie - Yersinien, Chlamydien?
#1

Seit drei Tagen habe ich aus heiterm Himmel ein schmerhaftes und dickes Knie, welches ich nicht mehr komplett strecken kann. Vor ungefähr drei Wochen meinte ich, eine kleine Schorfkruste am Finger entfernt zu haben. Dachte es wäre von einem Kratzer meines Katers. Nun frage ich mich, ob es nicht eventuell eine Nymphe gewesen sein kann. Am Finger ist nichts Auffälliges zu sehen: keine Rötung etc.

Habe gerade den Spezi angerufen. Er will am kommenden Dienstag Blut abnehmen, um Tests auf Yersinien und Chlamydien durchführen. Er sprach von einer möglichen reaktiven Arthritis.

Kommt das jemandem bekannt vor?

LG

Panda

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#2

Hallo Panda,

Reaktive Arthritis und andere seronegative Spondylarthropathien

Reaktive Arthritiden stellen bakteriell induzierte Gelenkerkrankungen dar, die, nach einer auslösenden, primär gelenkfernen Infektion im Urogenital-, Intestinal- oder Respirationstrakt, mit einer Latenzzeit von wenigen Tagen bis Wochen auftreten. Definitionsgemäß lässt sich der Erreger aus der Synovialflüssigkeit nicht kultivieren. Reaktive Arthritiden manifestieren sich vor allem an der unteren Extremität, insbesondere am Sprung- und Kniegelenk. Eine spezielle Untergruppe der reaktiven Arthritis stellt das Reiter-Syndrom (Mono-/Oligoarthritis, Urethritis, Konjunktivitis) dar [9, 19].

Zur Diagnostik können neben der Basisanalytik serologische Untersuchungen herangezogen werden, die Erregerauswahl sollte sich entsprechend der aktuellen klinischen Infektionsanamnese richten (vgl. auch Anhang „Rheumatologische Stufendiagnostik“, 2. und 3. Stufe). Grundsätzlich sollte bei akuter Monarthritis zur Abklärung einer (auch subklinischen!) Urethritis der Chlamydien-Direktnachweis erfolgen. Bei broncho-pulmonalen und gastrointestinalen Infektionen ist dagegen zum Zeitpunkt der Gelenkmanifestation der direkte Erregernachweis am ursprünglichen Ort zumeist nicht mehr möglich. Diagnostisch wegweisend sind der Nachweis erregerspezifischer IgA- und IgM-Antikörper und/oder ein signifikanter Titeranstieg um mindestens 2 Stufen innerhalb von 10 - 14 Tagen. Die Gegenwart von HLA B 27 prädisponiert bei reaktiven Arthritiden zu schweren Krankheitsverläufen.

International akzeptierte Diagnosekriterien der Reaktiven Arthritis sind noch nicht erarbeitet. Von mehreren Gremien existieren Vorschläge:

Kriterien:

Typischer Gelenkbefall (peripher, asymmetrisch, oligoartikulär, häufig Knie-, Sprunggelenke)
Typische Anamnese (Diarrhoe, Urethritis) bzw. Manifestation der Infektion an der Eintrittspforte
Erregerdirektnachweis an der Eintrittspforte (z. B. Urethralabstrich auf Chlamydien)
Nachweis spezifischer IgA- und/oder IgM-Antikörper bzw. eines signifikanten Titeranstieges
Vorliegen des HLA B 27-Antigens
Erregernachweis mittels PCR oder monoklonaler Antikörper

Eine sichere reaktive Arthritis liegt vor bei den Kriterien 1 plus 3 oder 4 oder 6.
Eine wahrscheinliche reaktive Arthritis besteht bei den Kriterien 1 plus 2 und/oder plus 5.
Eine mögliche reaktive Arthritis wird bei Vorliegen des Kriteriums 1 angenommen.

Bei Spondylitis anykylosans (Morbus BECHTEREW) ist der entzündliche Rückenschmerz mit Befall des Ileosakralgelenks typisch. Eine periphere Mon- oder Oligoarthritis vorzugsweise der großen Gelenke der unteren Extremität wird bei 20 – 25 % der Patienten mit Morbus BECHTEREW beobachtet. In 30 % der Fälle tritt sie als Erstsymptom vor den Rückenschmerzen auf [9]. Der Nachweis von HLA B 27 ist bei der Spondylitis ankylosans pathognomonisch (> 95 %, Normalbevölkerung: ca. 8 %), er zählt zusammen mit der beschleunigten BSG zu den Frühdiagnosekriterien [22].

Unter dem Begriff „seronegative Spondarthritiden“ werden - neben den Reaktiven Arthritiden und der Spondylitis ankylosans - vor allem die Arthritis psoriatica sowie Arthritiden bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa subsumiert. Diese Erkrankungen weisen als klinische Gemeinsamkeit ein Syndrom aus Sakroiliitis - Spondylitis - Arthritis auf. Gegenüber der chronischen Polyarthritis lassen sie sich durch das Fehlen von Rheumafaktoren und Rheumaknoten abgrenzen.

Folgende gemeinsame Merkmale charakterisieren die Spondarthritiden:

Periphere Arthritis, meist asymmetrisch und besonders an den unteren Extremitäten
Befall von Iliosakralgelenken (Sakroiliitis) und Wirbelsäule (Spondylitis, Syndesmophyten)
Entzündliche Veränderungen der Insertionen von Sehnen und Bändern (Enthesopathien)
extraartikuläre Manifestationen (Iridocyclitis, Konjunktivitis, selten Episkleritis, Stomatitis aphthosa, Urethritis, Psoriasis, Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum)
Familiäre Häufung und hohe Assoziation mit HLA B 27

Entsprechend den Kriterien der European Spondylarthropathy Study Group (ESSG) erfordert die Diagnose einer Spondarthritis die Gegenwart eines entzündlichen Wirbelsäulenschmerzes und/oder einer asymmetrischen Arthritis vorwiegend der unteren Extremität. Zusätzlich muss ein weiteres Kriterium erfüllt sein:

ESSG - Kriterien der Spondylarthropathien

Hauptkriterien:

entzündlicher Wirbelsäulenschmerz und/oder asymmetrische Arthritis bzw. Arthritis der unteren Extremitäten

Nebenkriterien:

positive Familienanamnese für Spondylitis ankylosans, Psoriasis, reaktive Arthritis, M. Crohn oder Colitis ulcerosa
Befund oder Anamnese einer Psoriasis
M. Crohn oder Colitis ulcerosa
beidseits wechselnde Gesäßschmerzen

Die Sensitivität der ESSG - Kriterien beträgt 86 (79 - 100) % und die Spezifität 87 %. Auch ohne Röntgenbefund einer Sakroiliitis wird allein mit den anamnestischen und klinischen Daten noch eine Sensitivität von 77 % und eine Spezifität von 89 % erreicht. Das HLA B 27 wurde nicht in den Kriterienkatalog aufgenommen, da es die diagnostische Wertigkeit nicht steigert.

Als diagnostisch wichtige extraartikuläre Krankheitssymptome der Spondylarthropathien gelten vor allem gastrointestinale und urogenitale Symptome sowie Haut- und Schleimhautveränderungen. Andere viszerale Beteiligungen, z. B. kardiale Manifestationen (Aorteninsuffizienz, Myokarditis, Perikarditis, AV-Überleitungsstörungen), unspezifische Begleithepatitiden, Myositis oder Amyloidose, sind sehr selten. Die Assoziation von Spondylarthropathien mit HLA B 27 ist mit ca. 40 (bei isoliert peripher-artikulären Formen) bis 85 % (bei Nachweis einer röntgenologischen Sakroiliitis und anderer axialer Symptome) niedriger als bei der idiopathischen Spondylitis ankylosans.

Leitlinie Reaktive Arthritis

Diagnostik der Yersinien-Infektion und der Yersinien-induzierten reaktiven Arthritis

Entschuldige für das viele Material. Aber ich kenne diesen Zusammenhang mit meiner Yersinien-Infektion. Diese Arthritis Probleme und Schmerzen in den Knien habe ich nach fast !0 Monaten immer noch, wo es doch heißt es heilt nach 6 Monaten ab. Ich wünsch Dir viel Glück, damit dein Arzt die richtige Diagnostik findet und dann auch richtig therapiert. Mich würde interessieren was der Arzt an Labordiagnostik untersucht z.b. auch HLA-B27. Wobei der Zusammenhang genannt wird, eine Untersuchung meist negativ ausfällt und dann klappt das medizinisch gedachte Kartenhaus schon wieder schnell zusammen.

Gruß Gräterle


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Thanks given by: Pandabär , Waldgeist
#3

ich würde auch eine Borrelienserologie machen lassen.

Ich bin dabei :-)
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Thanks given by: Rosa45
#4

@Gräterle,

Danke für das Zusammentragen der umfassenden Infos zur reaktiven Arthritis. Bist Du damals mit Antibiotika dagegen behandelt worden oder wurde nur Schmerz- und/oder Physiotherapie gemacht?

Wenn ich den Spezi recht verstanden habe, will er Serologie auf Yersinien und Chlamydien machen. Außerdem steht sowieso noch ein Kontroll LTT für die Borrelien an, um zu sehen wie die Werte ein Jahr nach der IV Antibiose aussehen.

@Judy,
Für eine erneute Serologie auf Borrelien ist es wahrscheinlich zu früh. Ich werde ihn fragen.

Die Nymphe am Finger hatte ich vor ungefähr 3 Wochen. Der Spezi geht davon aus, dass ich über die Nymphe mit Yersinien oder Chlamydien in Kontakt gekommen sein könnte. Ich hatte in den vergangenen Wochen weder eine Darmerkrankung noch eine Urogenitalentzündung. Das ist also eher unwahrscheinlich.

In 2010 hatte ich schon einmal ein dickes und sehr schmerzhaftes Knie, welches damals zum Einriß einer Bakerzyste führte. Es kann sein, dass ich damals einige Wochen vor der Arthritis einen Zeckenstich ohne EM in Frankreich hatte. Damals bin ich fast ein Jahr durch die Gegend gehumpelt.

LG

Pandabär

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#5

Hallo Pandabär,

Pandabär schrieb:  Wenn ich den Spezi recht verstanden habe, will er Serologie auf Yersinien und Chlamydien machen.

Jetzt lass mal den lieben Doc machen. Mein Hinweis: Der Spezi soll beide Vitamin D3 Werte 25OH und 1,25 im Labor prüfen lassen.
Wenn Yersienen da sind, wird das Labor hoffentlich gleich die Banden prüfen. Das ist notwendig bei Yersinien, es könnte ja der Typ 7 vorliegen, das ist die Pest und die ist meldepflichtig. Davon gehe ich nicht aus, nur eine Info am Rande.

Pandabär schrieb:  Außerdem steht sowieso noch ein Kontroll LTT für die Borrelien an, um zu sehen wie die Werte ein Jahr nach der IV Antibiose aussehen.
Die Nymphe am Finger hatte ich vor ungefähr 3 Wochen.
Wenn ich den weiteren Text überfliege ist von einem Cocktail Bakterien, Archaea, Pilzen, Protozoen, Viren, Parasiten auszugehen.

Pandabär schrieb:  Der Spezi geht davon aus, dass ich über die Nymphe mit Yersinien oder Chlamydien in Kontakt gekommen sein könnte. Ich hatte in den vergangenen Wochen weder eine Darmerkrankung noch eine Urogenitalentzündung. Das ist also eher unwahrscheinlich.
Dem kann ich nur zustimmen. Nach ärztlichem drängen habe ich meinen Meniskus der schon 12 Jahre Bestand operieren lassen. Würde ich nie mehr machen lassen. Meine Yersinien habe ich bestimmt schon läger gehabt, weil nach der Behandlung die Schweißabsonderung an den Lymphen sozusagen verschwand. Die Yersinien wurden mit Cipro 20 Tage 2 x 1 500mg behandelt und dann habe ich noch selbst 2 x 100 mg Doxy 14 Tage nachgeschoben. Anschließend in 3 Wochen Abstand war der Befund in 3 Laboren negativ.

Pandabär schrieb:  Damals bin ich fast ein Jahr durch die Gegend gehumpelt.
Das wünsche ich Dir nicht, aber es könnte wieder eintreten. Ich kann zwar laufen, rad fahren, aber ich kann gerade mal 20 Grad in die Hocke und dann kommt der höllische Schmerz. Ich werde zum Pferd mit Pferdesalbenbehandlung.

Die Frage wäre, ist es nur eine Schwellung oder gefüllt mit Flüssigkeit?

Aber jetzt nicht verrückt machen lassen. Nach eins kommt zwei.

Gruß Gräterle


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Thanks given by: Pandabär
#6

Hallo Pandabär,

Zitat:Wenn ich den weiteren Text überfliege ist von einem Cocktail Bakterien, Archaea, Pilzen, Protozoen, Viren, Parasiten auszugehen.

Oder nur ein überreiztes vorgeschädigtes Kniegelenk, da Du schon einmal eine Entzündung hattest.
Gleich immer den Teufel an die Wand zu malen ist etwas voreilig.

Mir hat die Kombination von RSO und Antibiotika geholfen - da war aber klar das die Borreliose der Auslöser ist, das mein Knie besser wurde. Es wird nie mehr so belastbar sein wie vorher und ich muss aufpassen das ich es nicht überbelaste und das passiert sehr schnell (nach ca. 500 Metern Gehstrecke kommen erhebliche Schmerzen und das ist das Achtungszeichen).
Ein einmal vorgeschädigtes Kniegelenk ist mit Vorsicht zu behandeln.

Lasse das erstmal ordentlich abklären und dann siehe weiter.

LG Rosa
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Thanks given by: Pandabär
#7

Hallo Pandabär!

ich habe selbst Yersinien und kenne das Knie-Problem, bis zur vorübergehenden Gehunfähigkeit. Mir hilft dann immer Artemisia Annua intense sehr gut!
Allerdings kann das auch von anderen Bakterien kommen, wie Mykoplasmen (Ureaplasma) oder sogar von der Borreliose selbst.
es ist sicher gut, wenn du das abchecken lässt.

Alles Gute! Lychee

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Thanks given by: Pandabär
#8

Hallo Pandabär,

Es ist zwar eine lange Zeit seit deinem Eintrag über dein dickes Knie. Ich würde mich aber sehr darüber freuen, zu wissen, wie es weiter ging und wie du dine Knie, hoffentlich, wieder normal bekommen hast.
Vielen herzlichen Dank

LG
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#9

Ich hatte eine Bakerzyste, die wegen des Knieergusses geplatzt ist. Der Erguss ist dann nach unten gewandert. Ausserdem hatte ich eine Cortisonspritze ins Kniegelenk bekommen. Nach ei nigen Wochen war das Knie wieder normal und ich konnte es wieder ohne Probleme beugen.

LG Pandabär

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Thanks given by: Esperança
#10

Hallo Pndabär,

Meinst du die Bakerzyste von 2010 oder hattest du auch im Juni 2014 eine? Würdest du beide Male mit Cortisonspritzen behandelt und es war dann schnell weg? Das Erguss kam aber von der Borreliose, oder?
Mich würde interessieren, ob es selten oder häufig ist, dass man ein Jahr lang, so wie es der Fall von meinem Sohn ist, ein dickes Knie hat?

Danke nochmals

LG
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